2003-10-30

--- Mit einem langen Bericht über die "Propaganda-Maschine" Pentagon ("Das Prinzip Ofenrohr") wartet heute Die Zeit auf. Sie will damit zeigen, wie Washingtons Hardliner ihre Kriegsgruende zusammenzimmerten, und hat "erstmals Zeugenberichte". Heldin der Geschichte ist die Pentagon-Mitarbeiterin Karen Kwiatkowski, die über ihre Spin-Arbeiten im "Office of Special Plans" auspackt. Eventuell ist damit aber auch das berüchtigte Office of Strategic Influence gemeint? Jedenfalls wurden der "Analystin" dem Text zufolge im Vorfeld des Irak-Kriegs komplette Text-Bausteine zum Bedrohungspotenzial Saddam Husseins für die Erstellung ihrer "Geheimberichte" angedient, die Karriere machen:

Am 7. Oktober 2002 sieht Karen Kwiatkowski im Fernsehen, wie der Präsident in einer Rede in Cincinnati vor der „schweren Bedrohung des Friedens“ durch den Irak warnt. Was er sagt, kommt Kwiatkowski bekannt vor. „Der wiederholt den ganzen Quatsch, den ich aus meinen Textbausteinen kenne.“ In diesem Moment begreift sie, dass das, was ihre Abteilung ausbrütet, direkt bis zu George W. Bush gelangt. Ein Jahr später gibt es ein Wort für dieses Prinzip: stovepiping. Vorbei an der vermeintlich trägen CIA, vorbei am vermeintlich friedensliebenden Außenministerium rauschen heiße Informationen über den Irak wie durch ein Ofenrohr direkt ins Ohr des Präsidenten. Ohne Filter. Ohne Überprüfung durch den Apparat. Entscheidend ist, was oben rauskommt. Der Report legt weitere Beispiele vor, wie "Special Plans" tote Geheimdienstinformationen und falsche Indizien zu neuem Leben erweckte und so die Irak-Bedrohung deutlich aufbauschte. Resümee der Zeit-Autoren: Jedenfalls hat sich die Regierung am Ende auf faith-based intelligence verlassen: auf Behauptungen, an die sie unbedingt glauben wollte.