--- Gestern noch hatte der Direktor des Berliner Aspen Institute bekundet, die Medien sollten mehr die Fortschritte der Amerikaner im Irak sehen. Heute zeichnet der in England lebende pakistanische Autor Tariq Ali ein ganz anderes Bild in der SZ:
Ein nennenswerter Wiederaufbau im Irak findet trotz aller Anstrengung nicht statt. Im Land herrscht Massenarbeitslosigkeit. Not und Elend bestimmen für viele den Alltag, da die Besatzer und ihre Helfer nicht einmal die Grundversorgung mit Strom und sauberem Wasser zu sichern vermögen. Den Irakern wird so wenig vertraut, dass asiatische und philippinische Gastarbeiter zur Säuberung irakischer Kasernen herangezogen werden. Amerikanische Unternehmen und diejenigen „befreundeter“ Verbündeter werden bei Auftragsvergaben bevorzugt. Selbst unter günstigsten Umständen kann ein besetzter Irak sich so allenfalls zu einer Oligarchie mit Vetternwirtschaft entwickeln, in der Firmen wie die US-Konzerne Bechtel und Halliburten die überlegenen Global-Players sind. Es ist eine Kombination aus alledem, die den Widerstand im Irak anfacht und viele junge Männer zu Kämpfern für ihr Land werden lässt.
Tariq Ali, von dem jüngst das Buch Bush in Babylon. Die Re-Kolonialisierung des Irak erschienen ist, vergleicht das gegenwärtige Desaster der Amerikaner im Irak zudem mit den fehlgeschlagenen Kolonialisierungskriegen Frankreichs in Algerien:
Damals wie heute bezeichnete die Besatzungsmacht sämtliche dieser Aktivitäten als „Terrorismus“. Damals wie heute wurden Menschen gefangen genommen sowie Häuser zerstört, die ihnen oder ihren Verwandten Schutz boten. Die Repressalien nahmen ständig zu. Am Ende musste Frankreich sich aus dem Land zurückziehen.
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