2003-12-05

--- "Die Zeit" im Retro-Fieber? Das als Hausblatt der digitalen Revolution und der neoliberalen Technik-Euphorier gefeierte und verschriehene US-Magazin Wired hatte in seiner zweiten Ausgabe 1993 die Bewegung der Cypherpunks aufs Titelblatt gehoben. Die "Crypto-Rebellen" gelten als Inbegriff der Libertarians, die im Staat eine überkommene Entität sehen, vor der man sich mit Kryptographie, Anonymizern und anderen technischen Hilfsmitteln schützen muss. Das Grundanliegen "Datenschutz" mag anhand der ständig neuen Überwachungspläne von Regierungen weltweit natürlich berechtigt sein. Doch die Cypherpunks selbst mussten sich wie die gesamten "Cyber-Libertarians" wegen ihrer gänzlichen Ablehnung des Staats und das reine Setzen auf die Wirtschaft heftige Kritik gefallen lassen.

Ein Jahrzehnt später hat nun also die Zeit in den Nachwehen des 11. Septembers die amerikanischen Cyperpunks und Kryptofreaks (wieder?) entdeckt und widmet ihnen ihr gesamtes Dossier. Hintergrund sind natürlich die Sorgen, dass die USA unter Bush, Rumsfeld und Ashcroft in einen Überwachungsstaat par excellence per PATRIOT Act verwandelt werden. Viel Neues gibt es über die Cypherpunks selbst jedoch nicht in dem Bericht: Erste amerikanische Sicherheitsexperten haben inzwischen zur Gegenwehr aufgerufen, vermeldet Tante Zeit. Sie raten zu größerer Vorsicht bei der Herausgabe von Daten. Internet- Benutzern empfehlen sie den Einsatz von Email-Verschlüsselungsprogrammen und so genannten elektronischen Tarnkappen. Lauter alte Hüte, aber sicher nicht schlecht, die auch mal den Lesern der Zeit vorzustellen.

Update: Mehr und Kritisches zu dem Zeit-Artikel gibts im raben.horst