2003-12-18

--- Interessant: die Telepolis-Leser sind also zu 82 Prozent (aktueller Stand) der Ansicht, dass die ergreifung Saddam Husseins weiterhin Attentate und Chaos bedeuten für den Irak, da Saddam für den Widerstand ihrer Meinung nach ohnehin irrelevant war. Na, mal abwarten, ob es nicht eher doch ein psychologischer Schub für die Koalitionstruppen ist. Bisher haben auch erst 160 Leute abgestimmt. Außerdem in Telepolis dazu passend: Ein Bericht über die jüngste Panorama-Sendung, die angeblich mehr oder weniger unterstellte, dass die "deutsche und europäische Friedensbewegung" den Terror im Irak unterstützen würde, und die Debatte darüber im Netz.

Die New York Times hat ferner ein Online-Special zur Ergreifung Saddams eingerichtet -- viele interessante Artikel, in einem etwa wird berichtet, dass die Festnahme -- wie so vieles in der Bush-Regierung -- genau nach "Drehplan" erfolgte. Die Berliner Zeitung dazu: Das Drehbuch für die Verhaftung war seit Wochen fertig, wie amerikanische Militärs jetzt in Interviews einräumen. "Wir wollten keine Bilder, mit denen er auch nur in irgendeiner Weise als Märtyrer oder Held aufgebaut werden könnte", sagte Gary Thatcher, Kommunikationsdirektor der Besatzungsbehörde in Bagdad, der New York Times. ... Die erfolgreiche Aktion am Sonnabend wurde deshalb fast achtzehn Stunden lang geheim gehalten. Nur wenige Eingeweihte wussten, dass sich Saddam Hussein in amerikanischem Gewahrsam befand. Dschalal Talabani, Mitglied des irakischen Regierungsrates, war es schließlich, der als Erster die Nachricht verbreiten durfte. Viele Araber waren empört, dass die Amerikaner Saddam in erniedrigender Pose mit weit offenem Mund, in den ein Armeearzt mit Taschenlampe leuchtete, zeigten. Doch die Amerikaner verteidigten ihr Vorgehen. Nur authentische Bilder des Diktators zerstreuten die Skepsis über die Gefangennahme.