Bushs Realitätsverlust
--- Bushs seltene Pressekonferenz zur Lage im Irak am gestrigen Dienstag zeigte wieder einmal, dass der US-Präsident aus einer anderen, besseren Welt kommt und die Realitäten auf der Mutter Erde aus den Augen verloren hat. Einfach weiter machen, im Irak und im gesamten Kreuzzug gegen das Böse auf der Welt, so sein Tenor. Er gab dem Wählerherz alles, was es begehrt: Krokodilstränen ("Es war eine harte Woche"), Kriegsprosa ("Wir werden das Werk der Gefallenen fortführen"), Nationaltümelei ("Der Einsatz Amerikas entspricht unseren Idealen"), religiöse Untertöne ("Freiheit ist ein Geschenk des Allmächtigen"), Zugeständnisse ("Ich möchte eine neue Uno-Resolution"), Durchhalteparolen ("Wir rücken von unserem Schwur nicht ab") und, klar, flotte Sprüche ("Jetzt ist die Zeit, und der Irak ist der Ort"). Alles schön vorbereitet von den in der ersten Reihe sitzenden spin doctors im Weißen Haus. Nur eine Frage hätte Bush fast aus dem Konzept gebracht: John Dickerson stellt sie, der junge Korrespondent des Nachrichtenmagazins "Time", von dessen Titelblatt diese Woche unter der Schlagzeile "Belagerungszustand" drei bedrängte US-Soldaten starren. "Was war nach dem 11. September wohl Ihr größter Fehler?", fragt Dickerson den Präsidenten unverblümt. "Und welche Lehren haben Sie daraus gezogen?" Da bleiben Bush tatsächlich die Worte weg. "Ich wünschte, Sie hätten mir diese Frage vorher schriftlich gegeben", brummt er, zum ersten Mal irritiert in einer bis dahin fehlerfreien Vorstellung. Er grübelt, schüttelt den Kopf, presst die Lippen zusammen, blickt zu Boden, stammelt: "Äh, ich bin sicher, mir wird noch was einfallen, ist mir aber noch nicht."
Mehr Infos zur missa pressa in der New York Times: "We're changing the world," Mr. Bush said halfway through a speech and news conference that was largely an hourlong justification for holding fast in Iraq, no matter how the casualties mount, no matter how chaotic the process of forming a new government. ... But he did far more, reaching for the kind of language about America's moral mission in the world that seemed drawn from the era of Teddy Roosevelt, whose speeches he keeps on the coffee table of his ranch in Texas. He described an America chosen by God to spread freedom. He never used the word "crusade," which touched off a firestorm of criticism in the Muslim world when he uttered it soon after Sept. 11, 2001. But he described one. ... "It was hunker down, stay the course, believe in me and we will win," said Rand Beers, an official on Mr. Bush's National Security Council until he resigned and signed on as Mr. Kerry's chief foreign policy strategist. "I find that at odds with the reality on the ground." ... Mr. Bush offered little in the way of new strategy, perhaps because he believes none is called for, perhaps because to offer it would be to acknowledge that the course he followed in Iraq over the past year did not end up with the April 2004 he once envisioned. bush-pressekonferenz.html
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