2004-04-15

Neurotische Medienzensur in den USA

--- Nach "Nipplegate" hat Zensur in den US-Medien Hochkonjunktur, so Spiegel Online. Obermoralhüter ist dabei Brent Bozell III, Präsident des Parents Television Council (PTC). Bozell ist nicht nur ein fanatischer Verfechter von Anstand und Sitte auf allen Kanälen, er kämpft auch tapfer für die Republikaner im Allgemeinen und Präsident Bush im Besonderen. Eine seiner Schöpfungen ist das Media Research Center (MRC), eine rechtslastige Organisation, die laut Selbstbeschreibung das Ziel verfolgt, mit "quantitativer und qualitativer Forschung liberale Verzerrungen in den Medien zu dokumentieren". In Kolumnen auf der Website des MRC ätzt er gegen "arrogante Künstler" wie den Schauspieler Tim Robbins, die ihren Antikriegskurs auch öffentlich vertreten, gegen den Nestbeschmutzer Richard Clarke, der die Bush-Regierung mit seinen Aussagen zum Antiterrorkampf in Bedrängnis brachte, und gegen den Demokraten John Kerry, der nach dem Vietnamkrieg eine "radikale, Amerika hassende Protestparade" angeführt habe. ... Dabei ist, zumindest im Fernsehen, die Zensurmöglichkeit für besorgte Eltern bereits eingebaut: Alle in den USA verkauften Fernsehgeräte enthalten inzwischen einen so genannten "V-Chip", der es erlaubt, bestimmte Programme auszublenden. ... Einige Unternehmen üben sich unterdessen bereits in Selbstzensur. ... Das Unternehmen Clearplay bietet neuerdings auch DVD-Player an, die mit je Film eigens herunter zu ladenden Filtern Fleisch, Blut und Flüche aus Filmen ausblenden sollen. Das Land, das die Pressefreiheit mit erfunden hat, beschreitet momentan mal wieder seltsame Wege.

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