2004-04-11

Präsidentenbriefing vor 911 teilweise freigegeben

--- Die Bush-Regierung hat aufgrund des öffentlichen Drucks große Teile des Präsidentenbriefings vom 6. August 2001 nun just am Ostersamstag gegenüber der Presse mit ein paar redaktionellen Änderungen freigegeben, auf der Website des Weißen Hauses ist es allerdings noch nicht zu finden. Anscheinend ist es ausreichend schwammig, um die offizielle Version halbwegs zu stützen. Die Tagesschau berichtet: Die Freigabe des Dokumentes kam überraschend schnell: Seit US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice am Donnerstag bei ihrer Anhörung das Memorandum erwähnte, stand das Weiße Haus unter Druck, das vertrauliche Papier zu veröffentlichen. Das Dokument trägt den Titel "Bin Laden zu Anschlag innerhalb der USA entschlossen" ... n dem Memo ist die Rede davon, dass Bin Laden innerhalb der USA Passagier-Maschinen entführen lassen will, um inhaftierte Komplizen frei zu pressen. ... Condoleezza Rice hatte noch am Donnerstag wiederholt, die Bush-Regierung habe den 11. September weder vorausahnen, noch verhindern können. Wer ohnehin an dieser Behauptung gezweifelt hat, dürfte sich durch das brisante Memo bestätigt fühlen. Wer jedoch auf Seiten der Bush-Regierung steht, dürfte die darin enthaltenen Hinweise zu vage finden, um Fahrlässigkeit seitens des Weißen Hauses nachzuweisen. Die New York Times berichtet weitere Einzelheiten: The reference to "patterns of suspicious activity" is particularly notable, because it is tied directly to an F.B.I. investigation of "recent surveillance of federal buildings in New York." ... The document also said that the C.I.A. had "not been able to corroborate" reporting from 1998 that Mr. Bin Laden wanted to hijack an American airliner to gain the release of Omar Abdul Rahman, the blind Egyptian sheik convicted in the 1993 bombing of the World Trade Center. Stärker fokussiert zeigt sich die Washington Post: President Bush was warned a month before the Sept. 11, 2001, attacks that the FBI had information that terrorists might be preparing for a hijacking in the United States and might be targeting a building in Lower Manhattan. ... The CIA author of the document wanted to make clear to the president that, despite the many threats being centered abroad, agency analysts believed there was a real and continuing danger that bin Laden was determined to attack the United States. As one former administration official who has read the PDB said last week: "The agency doesn't write a headline like that if it doesn't want to get attention." In this case, the former official said, "the CIA did not believe Bush policymakers were taking the threat to the U.S. seriously." Hat Bush also die Gefahr verpennt? Die Hinweise, die diese Lesart stützen, sind mit dem Dokument jedenfalls nicht geringer geworden.

Update: Ein paar Ausschnitte aus dem Memorandum bringt die Berliner Morgenpost/Welt nun auch auf deutsch. Mehr zum Thema zudem in Telepolis: Es gibt andere Dokumente, die Condoleezza Rice und mit ihr die gesamte Regierung schwer belasten. Wenn sie von "Flugzeugen als Bomben" vor dem 11.9.2001 noch nie gehört hat, ist sie entweder des Meineids schuldig - oder absoluter Fahrlässigkeit bei der Ausübung ihres Jobs. Es ist aber auch wirklich erstaunlich, welche Papiere rund um Absturzszenarien von Flugzeugen inzwischen auftauchen, wirklich seltsam, dass bei Bush auf seiner Ranch damals im Sommer 2001 kein rechtes Bedrohungsgefühl aufkommen wollte.

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