2004-05-26

Das "Geschwafel" Kerrys zieht weitere Medienkreise

--- Kerrys "Geschwafel", das in den US-Medien vor allem das Online-Magazin Slate einer gründlichen Rhetorik-Kritik unterzogen hat und von rechten Bloggern jüngst aufgespießt wurde, ist inzwischen auch für Spiegel Online ein Thema: Jedes Mal, wenn George W. Bush den ständigen Kampf mit seiner Muttersprache verliert, erblickt ein neuer "Bushism" das Licht der Welt. Auch Herausforderer John Kerry produziert denkwürdige Zitate - dass er fehlerfreies Englisch spricht, macht die Sache nicht besser. ... Mächtig sind die Wortgebäude, welche der Senator auftürmt, und um seinen Zuhörer zusätzlich zu beeindrucken, verstuckt Kerry sie mit einem Übermaß an Adjektiven und Floskeln. Dass er zudem betont langsam spricht und dabei dreinschaut wie Baumbart der Ent, macht die Sache nicht besser. Reichlich Potenzial für Spott und Häme scheint also vorhanden. ... Natürlich hat Kerrys Verhalten viel mit seiner zwanzigjährigen Sozialisation in Washington zu tun. Wie die meisten Spitzenpolitiker hütet er sich vor allzu klaren Aussagen, auf die er später festgenagelt werden könnte. Doch auch wenn man Kerry diese "Umwelteinflüsse" in Rechnung stellt, ist es erstaunlich, wie sich die "Nebelmaschine aus Boston" (Brook) selbst bei politisch unverfänglichen Fragen gewohnheitsmäßig ein Hintertürchen zimmert. Mitunter wirkt das pathologisch. Als Kerry kürzlich während eines Kurzurlaubs in Idaho gefragt wurde, ob er denn heute Ski oder Snowboard fahren werde, antwortete der Senator: "Es ist ein Ski-Tag, ein Teil des Tages."