2004-05-06

Leid und Freud iranischer Blogger

--- Vor über einem Jahr wurde Sina Motallebi von den iranischen Behörden verhaftet, weil ihnen sein kritisches Weblog Rooznegar (auf persisch) nicht passte. Spiegel Online widmet sich nun dem Schicksal des inzwischen wieder freigekommenen Bloggers: Der Journalist aus Teheran schrieb für die Zeitung "Hayat-é-No" über Politik, Kultur, Computer. Und was auch in reformorientierten Zeitungen nicht gedruckt werden durfte, hatte er in seinem Blog "Rooznegar" veröffentlicht. Motallebi: "In meinem Weblog fühlte ich mich frei." Bis zur Einkerkerung. Inzwischen lebt Motallebi in den Niederlanden und bloggt wieder. Aber dabei kämpft er noch stets mit Blockaden im Kopf: "Wenn ich über Politiker oder Künstler in Iran und ihre Ansichten schreibe, muss ich aufpassen, dass mein Artikel sie nicht gefährdet." ... In Iran gibt es inzwischen auch Umarmungsversuche. Das Regime kann nicht mehr ignorieren, wie viele jüngere Iraner und Iranerinnen in Weblogs - häufig anonym - den Freiraum finden, den sie in der Gesellschaft vermissen. Sogar Präsident Mohammed Chatami verkündete auf dem Weltinformationsgipfel im Dezember, nach englischen und französischen Blogs lägen persischsprachige weltweit auf Rang drei. Sein Vizepräsident Mohammed Ali Abtahi hat selbst ein Blog auf Persisch und Englisch gestartet. ... Motallebi: "Vielleicht könnten sie noch ein paar Opfer wie mich finden. Aber du kannst nur einzelne Weblogger stoppen, nicht Blogging selbst."

motallebi.html