Skepsis bei Biometriepass im Bundestag
--- Nach den Fachmedien greift jetzt auch mal die Welt am Sonntag den Irrsinn mit der biometrischen Aufrüstung der deutschen Ausweisdokumente auf: Die Einführung von Ausweisen mit biometrischen Daten wird in Deutschland bis zu 669 Millionen Euro für einmalige Investitionen kosten und weitere 610 Millionen Euro jährlich für laufende Aufwendungen. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Bundestag beim Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) in Auftrag gegeben hat. Diese Kosten fallen an, wenn die bisherigen Ausweise durch ein völlig neues System ersetzt und mit elektronischen Speichermedien kombiniert werden. Dann können Ausweise auch für elektronische Unterschrift und Daten eingesetzt werden. Wenn nur die Fotos auf den bisherigen Ausweisen digitalisiert werden, kostet das lediglich 22 Millionen einmalig und 4,5 Millionen Euro jährlich. ... Die SPD ist nach der Vorstellung des Berichts skeptisch: "Der Bericht räumt auf mit der weit verbreiteten Vorstellung, dass zusätzliche Merkmale in Ausweisdokumenten ein Allheilmittel zur Terrorismusbekämpfung sind", meint die stellvertretende Ausschussvorsitzende Ulla Burchardt (SPD). Die innenpolitische Sprecherin der Grünen Silke Stokar warnte ebenfalls vor "überzogenen Erwartungen" an solche neuartigen Ausweise. Innenminister Otto Schily (SPD) setzt dagegen auf die Verschärfung der Sicherheitsstandards bei Ausweisdokumenten. Bei Schilys US-Hörigkeit ist allerdings nicht davon auszugehen, dass die Skepsis der Abgeordneten etwas bringt.
Update: Die New York Times setzt sich aktuell in zwei Artikeln mit biometrischen Entwicklungen auseinander: Zum einen beschreibt sie die Leidensgeschichte eines Automechanikers aus der Bronx, der fälschlicherweise wegen seiner Fingerabdrücke in die Mühlen der Justiz gerät. Zum anderen wirft sie einen Blick auf aktuelle Entwicklungen beim Einsatz von Gesichtserkennungssoftware zum Herausfiltern Verdächtiger aus größeren Menschenmengen. Einmal mehr erweist sich dabei die Polizei in Florida als Vorreiter dieses Kontrollsystems, das aber anscheinend nur dann funktioniert, wenn ein Bild in der Datenbank fast identisch ist mit einer aktuellen Aufnahme und somit nach wie vor häufig falschen Alarm auslösen dürfte: "The companies have not done a good job of positioning it, and as a result the technology has gotten a black eye," said Thomas J. Colatosti, a security consultant who was formerly the chief executive of Viisage, one of the few publicly traded companies in the business.
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home