2004-06-03

CIA-Chef Tenet wirft hin unter mysteriösen Umständen

--- Hat George Tenet nun keinen Bock mehr auf Bush oder wollte dieser kurz vor seiner mit Schmeicheleinheiten gut vorbereiteten Europareise noch einen Sündenbock opfern? Wie dem auch sei, der CIA-Chef räumt jedenfalls seinen Posten und löst damit ein wenig Rätselraten aus: Das politische Washington schien von der Rücktrittsnachricht überrascht zu sein. Immerhin hatte Tenet die ärgste Kritik unmittelbar nach den Anschlägen des 11. Septembers und auf dem Höhepunkt der Debatte um die Irak-Dossiers der CIA längst hinter sich. Damals gab es heftige Spekulationen um eine Ablösung des Geheimdienstchefs, der sich ungewöhnlich lange - sieben Jahre - an der Spitze der Behörde hielt. "Ich glaube, wir müssen mehr darüber wissen, warum diese überraschende Ankündigung gerade heute erfolgte", sagte der Führer der oppositionellen Demokraten im Senat, Tom Daschle. Die New York Times Online spricht von einer bizarren Szenerie bei Bushs Verkündigung des Rücktritts: Mr. Bush announced the resignation in a way that was almost bizarre. He had just addressed reporters and photographers in a fairly innocuous Rose Garden session with Australia's prime minister, John Howard. Then the session was adjourned, as Mr. Bush apparently prepared to depart for nearby Andrews Air Force Base and his flight to Europe ... But minutes later, Mr. Bush reappeared on the sun-drenched White House lawn, stunning listeners with the news of Mr. Tenet's resignation, which the president said would be effective in mid-July. Außerdem vergisst sie nicht folgende Hinweise, die den Rücktritt vielleicht etwas verständlicher machen sollen: Mr. Tenet, 51, stepped down as Washington is awaiting the release of a report by an independent commission that has been studying the attacks of Sept. 11, 2001, and the response to them. Washington is also awaiting a report from the Senate Intelligence Committee on Iraq's supposed possession of weapons of mass destruction. Wer in Tenets Fußstapfen auf den Schleudersitz bei der immer wieder von Pannen geschüttelten "Company" tritt, ist noch offen.

Update: Auch der "Chefspion" der CIA, James Pavitt, hat keinen Bock mehr und kündigte seinen Ausstieg an. Sieht danach aus, als ob die langjährige Strukturkrise bei "der Firma" nun voll durchschlägt. Derweil hackt Achmed Tschalabi, der in Ungnade gefallene Ex-Vorzeige-Exil-Iraker der USA, kräftig auf Tenet herum und beschuldigt ihn, seine Wenigkeit fälschlicherweise mit der Übergabe sensitiver Geheimdienstinformationen an Iran in Verbindung gebracht zu haben. Außerdem habe Tenet, und nicht er, die Lügen über die Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins kolportiert. Was immer man nun davon halten will.