2004-06-09

Schröder und Schily als Wahlhelfer Bushs

--- Die Morgenpost/Welt setzt sich mit den Kehrtwenden der deutschen Politik zu Bushs "Kampf gegen den Terror" und dem damit verbundenen Wechselbad der deutsch-amerikanischen Gefühle in Zusammenhang mit Schröders erneutem Kuscheltreffen inklusive "photo opportunity" mit dem US-Präsidenten vor dem G8-Gipfel auseinander: Beim Treffen Bushs mit Schröder in Sea Island hob Bush die deutsche Leistung hervor. Er wolle die Welt wissen lassen, sagte Bush, "wie sehr ich Ihren Willen schätze, sich für die Freiheit in der Welt einzusetzen. Das ist eine gewichtige Feststellung, und ich würdige die gute Arbeit Ihrer Regierung. Ich begrüße sehr die Hilfe des Kanzlers in Afghanistan." Zum Irak hatte Deutschland in der UNO früh signalisiert, dass ihm ein tragfähiger Kompromiss wichtiger sei als die Fortsetzung der innerwestlichen Konfrontation. Es setzte einen Ton, dem sich Paris nicht ohne weiteres entziehen konnte. ... Deutschlands Doppelgesicht spiegelt sich konkret in den Personen Schröder und Schily. Der Bundesinnenminister hat sich früh die Sicht des Weißen Hauses auf den Kampf gegen den Terror zu Eigen gemacht. Schilys "Spiegel"-Gespräch nach dem Anschlag von Madrid, in welchem er äußerte, wenn Terroristen den Tod wünschten, so könnten sie ihn haben, war eine Dosis John Ashcroft für die deutsche Innenpolitik. Indem Schily die Gedankenlage der Regierung Bush in Deutschland transportiert, leistet er einen Dienst, den ihm kein US-Botschafter abnehmen könnte. Und zwischen Gerhard und George könnte sich überdies geradezu eine traumhafte Männerfreundschaft auf niedrigem Niveau entwickeln: Die persönlichen Beziehungen George W. Bushs zum Bundeskanzler gelten als geschäftsmäßig, obwohl Gerhard Schröder das gern ändern würde. Er schätze, hört man gelegentlich, Bushs unverbildeten, direkten Auftritt. Wo hier noch eine sozialdemokratische Linie erkennbar sein soll, bleibt dem Spindoktor verborgen.