Berlusconi gerät in die Krise
--- Es kriselt rund um den italienischen Medienmogul und Ministerpräsidenten Berlusconi, fasst die Welt am Sonntag aktuelle Entwicklungen aus der italienischen Demokratieposse zusammen. Die neue Terrorwarnung ist da nur ein kleiner Mosaikstein, aber anscheinend doch recht geschickt eingefädelt, weil die Islamisten ein eventuelles Aus für die Berlusconi-Regierung gar noch als ihren Sieg feiern könnten: Silvio Berlusconi muss sich an ein ganz neues Gefühl gewöhnen: daran, ein Verlierer zu sein. Offiziell erklärte er die Regierungskrise in Italien am Freitag für beendet. Zuvor hatte er den bisherigen Generaldirektor des Schatzamtes in Rom, Domenico Siniscalco, zum neuen Finanzminister ernannt. Doch schon die Personalie als solche ist eine weitere Niederlage für den angeschlagenen italienischen Ministerpräsidenten. Zwar steht der in der Öffentlichkeit kaum bekannte 50-jährige Finanzexperte Siniscalco der Berlusconi-Partei Forza Italia nahe. Doch eigentlich hatte Berlusconi nach dem Rücktritt von Finanzminister Giulio Tremonti am 2. Juli das Schlüsselressort selbst behalten wollen. Nun beugte er sich der Forderung des christdemokratischen Koalitionspartners UDC: Der hatte mit einem Austritt aus der Regierung gedroht, falls das Amt nicht bis zum 16. Juli neu besetzt werde. ... Der Einbruch Berlusconis überrascht, macht er doch alles wie zuvor. Er achtet auf sein Aussehen, ließ sich vor der Europawahl sogar liften. Nach wie vor ist er stark in den Medien präsent, kontrolliert sein öffentliches Image genau. So berichteten auch während der Europawahl die italienischen Fernsehsender, seine eigenen privaten wie die staatlichen, ausführlich über Berlusconis Erfolge. Das ging so weit, dass das staatliche italienische Fernsehen nach der Wahl die offensichtliche Niederlage Silvio Berlusconis leugnete und einen nicht existierenden Sieg feierte. ... Sein politisches Programm war immer einfach und kurz. Deshalb liebte ihn die Öffentlichkeit als einen Mann, der Klartext sprach. Doch dann fiel ihm ausgerechnet seine Ehefrau Veronica in den Rücken. In ihrem jüngst veröffentlichten Buch "Tendenza Veronica" erzählt sie, dass ihr Mann nicht einmal an Weihnachten Zeit findet, um bei der Familie zu sein. Auch die Ferien verbringe er nie mit ihr und den Kindern, kritisierte die Gattin. Die Vorwürfe waren ein Affront gegen Silvio Berlusconi, der sich in der Wahlwerbung stets als treu sorgender Familienvater verkauft hatte. Dann deckten die Tageszeitungen auf, dass Silvio Berlusconi sich über alle Naturschutzgesetze hinwegsetzt und die wunderschöne Costa Smeralda, die Smaragdküste, wo er mehrere Villen besitzt, ohne Baugenehmigungen mit Betonburgen für seine Gäste verschandelt. Schließlich bliesen die Staatsanwälte erneut zum Angriff. Sie untersuchten die Firmensitze der Unternehmen Silvio Berlusconis und klagten seine Kinder Marina und Piersilvio an, die den Konzern des Papas leiten. ... Etwas Fundamentales ist bereits erschüttert: das Image des unbesiegbaren Sonnyboys Berlusconi. Zwar leitet er die stabilste Regierung in der Geschichte Italiens, doch inzwischen ist er nur noch Dompteur einer zerstrittenen Koalition. Der Imperator hat seine Souveränität verloren.
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