2004-08-25

"Karl ist überall"

--- Spiegel Online porträtiert Bushs Spin Doctor Karl Rove im Zuge der Veteranen-Kampagne gegen Kerry: Karl Rove, 52, ist so viel mehr als ein Strippenzieher. Der Politiko mit dem bombastischen Titel "White House Senior Advisor" - der jetzt auch hinter der jüngsten Schmutzkampagne gegen den Demokraten John Kerry vermutet wird - ist bei Weitem der mächtigste Mann im West Wing: Stratege, Planer, Souffleur, Redenschreiber, Werbeguru, Demoskop, Intrigant, Abstrafer. Mastermind hinter Bushs Aufstieg, Architekt seiner Laufbahn, Königsmacher - und jetzt die wichtigste Wahlkampfwaffe. "Rove ist Bushs Gehirn", schreiben die Autoren James Moore und Wayne Slater. "Er hat Bush erfunden." ... So arbeitet er gerne: im Hintergrund, über Mittelsmänner, seine Spuren verwischend. Interviews gibt er selten, sein Aufgabenfeld ist nebulös. Er entwirft die ideologische Langfrist-Strategie des Weißen Hauses, aber auch penible Ablaufpläne für alle Präsidenten-Auftritte. Er zeichnet jeden TV-Spot Bushs ab. Kollegen berichten, er telefoniere, e-maile, websurfe und schreibe den ganzen Tag - und meist gleichzeitig. Er zieht alle Fäden in der Partei, bestimmt sogar die Kandidaten für Gouverneurs- und Senatsposten mit, hat in allen Ministerien Vasallen sitzen, steuert das gesamte Fundraising der Republikaner und, so viel steht fest, geht politisch über Leichen. "Karl", sagt ein Mitarbeiter, "ist überall." Doch sehen kann ihn keiner. Während Bush-Vertraute Karen Hughes, als mütterlicher Gegenpol, fürs "Finetuning" zuständig ist, die Medien-Message des Tages kalibriert und die Presse in Schach hält, arbeitet Rove hinter den Linien. Er spinnt Connections, legt Fallen für Widersacher, zeichnet die großen Linien vor, hält die ultrarechte Basis bei Stange. Hughes ist die Vorzeigefrau für den Hausputz. Rove der Mann fürs Grobe, die Drecksarbeit im Keller. "Beauty and the Beast", sagt ein Insider. ... Der Parteitag der kommenden Woche soll nun Roves' Glanzstück werden. Er hat eine akribische Szenenfolge erarbeitet, die Bush telegen verkaufen soll. Denn, so hat er errechnet, 15 bis 20 Prozent der Wähler sind weiterhin unentschlossen, ergo "überredbar".