2004-08-18

"Medien, Internet, Krieg" und andere Buchneuheiten

--- Ein wenig Eigenwerbung zwischendurch: Vom Spindoktor ist soeben ein neues Buch erschienen (zugleich die Diss ;-). Es hört auf den nicht ganz einfachen Titel Medien, Internet, Krieg: Das Beispiel Kosovo. Ein Beitrag zur kritischen Medienanalyse. und ist halt auch ein wenig wissenschaftlicher als das Telepolis-Buch. Die Kurzzusammenfassung lautet: Das erste Opfer ist die Wahrheit: Es ist kein Geheimnis, dass in Konfliktzeiten die Propaganda regiert. Den traditionellen Medien wird bei der Aufklärung im Infowar, dem über die Computerisierung des Schlachtfelds hinausgehenden Kampf um die Informationshoheit, ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Sie vermehren den "Nebel des Krieges" nur oder lassen sich vor den Karren der Kriegsparteien spannen. Der hoffende Blick richtet sich auf das Internet, das dank seiner Dezentralität, seinem offenen Zugang und seiner Tradition der freien Meinungsäußerung herrschende Konfliktdiskurse und die mediale Aufarbeitung von Kriegen zu verändern verspricht. Um die Frage zu klären, inwieweit das globale Netz dem alten Ideal einer interaktiven Gegenöffentlichkeit nahe kommt, hat sich der Autor in die von manchem Flame-War erschütterte Datenkommunikation einer anspruchsvollen Mailingliste während des Kosovo-Kriegs vertieft und die dortigen Debatten mit der Berichterstattung in Qualitätszeitungen verglichen. Zum Einlesen gibt es ein paar Auszüge auf der Buch-Site.

Die Werbeunterbrechung ist gleich auch eine gute Gelegenheit, um auf zwei weitere interessante Dissertationen hinzuweisen: Da ist einmal das Werk Impeachment im digitalen Zeitalter von Dorothea Schwarzhaupt-Scholz, das ebenfalls in der Reihe Internet Research beim Verlag Reinhard Fischer erschienen ist und eine umfangreiche Online-Feldforschung enthält. Sehr fundiert daher kommt auch die Arbeit von Stefan Scholz zum Thema Internet-Politik in Deutschland. Vom Mythos der Unregulierbarkeit. Leider habe ich es noch nicht geschafft, tiefer in die über 300 Seiten einzusteigen. Daher nur ein kurzes Zitat: Nach den Ergebnissen dieser Arbeit besteht für den Staat in zahlreichen Bereichen der Internetpolitik sehr wohl die Möglichkeit zu einer wirksamen, hoheitlichen Regulierung des Netzes. Diese generelle Aussage zur Wirksamkeit staatlicher Regulierunsmaßnahmen sagt jedoch wenig über deren Qualität aus. Da hat der Autor recht und führt dann auch eine Reihe von teils "kafkaesken" Internet-Debakeln der deutschen Politik an, unter anderem die Telekommunikations-Überwachungsverordnung (TKÜV), den Jugendmedienschutz, die Cybercrime-Konvention des Europarats oder die ständigen Vorstöße der Länder zur Vorratsdatenspeicherung.