Nadschaf: Presse raus, Papst rein
--- Die irakische Übergangsregierung kann die Sicherheit von Journalisten im umkämpften Nadschaf nicht mehr garantieren, lautet die offizielle Ansage, um die Presse raus aus der Pilgerstadt zu bekommen. Doch es wird auch mit ganz anderen Drohungen dafür gesorgt, dass die Vertreter der Öffentlichkeit außen vor bleiben: Mit gezielten Schüssen auf das Hotel, in dem der Großteil der Journalisten in Nadschaf untergebracht waren, sollen die irakischen Sicherheitskräfte laut einem Bericht der englischen Zeitung Telegraph ihrem zweiten Ultimatum wirksamen Nachdruck verliehen haben: während man das erste noch weitgehend ignorierte, verließen die meisten Journalisten die Stadt vor Ablauf des zweiten Ultimatums, das zum Nachmittag angesetzt war. "Wenn Sie bis zur Deadline die Stadt nicht verlassen haben, schießen wir", hieß es nach der zweiten Aufforderung. Interessanterweise kümmern sich nun die Aufständischen rührend um die Rebellen und laden sie zum Bleiben ein. Derweil stößt beim rebellischen Schiiten-Prediger Muqtada al-Sadr ein ominöses Vermittlungsangebot des Papstes anscheinend auf Gegenliebe: Papst Johannes Paul II soll als Vermittler für Frieden in Nadschaf sorgen "Wir begrüßen die Initiative des Papstes", sagte ein Vertrauter al-Sadrs am Dienstag. Seine Anhänger riefen Papst Johannes Paul II. auf, sich einzuschalten, um die Krise beizulegen. Der Vatikan hatte am Montag im italienischen Rundfunk erklärt, bei Bedarf als Vermittler aufzutreten. Die in Bagdad tagende Nationalkonferenz sprach sich indes für die Entsendung einer Delegation nach Nadschaf aus. Sie soll al-Sadr überreden, mit seinen Milizen die Imam-Ali-Moschee zu verlassen. Der Schiitenführer dürfe in Nadschaf bleiben, solle aber die Moschee verlasen. Die heiligen Stätten müssten unter der Kontrolle der Regierung stehen. Zugleich forderte ein gemäßigter Schiiten-Führer, die Kämpfer der "Mahdi-Armee" zu entwaffnen und diese in eine politische Partei umzuwandeln.
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