Schlammschlacht um Kerrys Vietnam-Verdienste
--- Bush hat gute Erfahrungen mit Schlammschlachten rund um Vietnam, schließlich half ihm diese Taktik schon einmal, seinen republikanischen Konkurrenten John McCain loszuwerden. Dieses Mal hat er wieder eine Truppe gefunden, die gegen seinen demokratischen Herausforderer John Kerry im Dreck wühlt: Es wirkt surreal, dass die Präsidentenwahl 2004 womöglich darüber entschieden werden könnte, ob am 13. Februar 1969 im Südwestzipfel Südvietnams ein Sack Reis umgefallen ist oder, in diesem Falle, ein Reisschober. Genau das geschieht aber derzeit, denn auch mit dem Reisschober steht oder fällt die Glaubwürdigkeit und damit das politische Überleben John Kerrys. Kerry wäre der letzte, der das übersähe. Er kennt seinen Widersacher John O'Neill, den Vorsitzenden der "Veteranen für die Wahrheit". Er kennt ihn seit nunmehr 33 Jahren, seit einer Fernsehdebatte am 20. Juni 1971 über die Aussichten des Vietnamkriegs, besonders aber über US-Kriegsverbrechen. O'Neill, heute Rechtsanwalt in Houston, sagt seit damals: Erstens, John Kerry hat alle US-Soldaten mit der Aussage beleidigt, nahezu jeder habe Kriegsverbrechen begangen - Babies töten, Frauen vergewaltigen, Männer köpfen. Zweitens, die Behauptung sei vor allem deshalb auf Gehör gestoßen, weil Kerry als Kriegsheld gelte. Seine Orden aber habe Kerry sich zusammengelogen, und hier bringt O'Neill neben vielem anderen den Reisschober ins Spiel. ... Der Reisschober wurde im Februar 1969 mit Handgranaten in die Luft gejagt. Kerry zog sich dabei Splitter im Gesäß zu. Kurz darauf fuhren zwei Patrouillenboote, auch dasjenige Kerrys, auf eine Mine. Kerry wurde gegen seine Kajütentür geschleudert, erlitt eine Prellung am Arm, und erhielt für "im Kampf erlittene Verletzungen" sein drittes Purpurherz. O'Neill behauptet: Kerry hat den Reisschobersplitter zum Minensplitter des Vietcong umgedeutet und deshalb überhaupt das Purpurherz erhalten. Denn im Gefechts-Tagesreport stehe wörtlich: "Schrapnellwunde linkes Gesäß und Prellung rechter Vorderarm (geringfügig)". John O'Neill behauptet weiterhin, alle drei Verwundetenabzeichen seien so zu Stande gekommen. Bezeichnend ist die ganze Debatte, denn anscheinend zählt der Umgang mit der Vietnam-Vergangenheit mehr als die Behandlung der blutigen Gegenwart im Irak.
Bush hat sich von seiner Ranch aus inzwischen halbherzig von der ungewöhnlichen Vietnam-Aufbereitung distanziert. Was vor allem die Swift Boat Veterans for Truth da momentan so alles an Kampagnen fahren, ist ihm, dem Vietnam-Verweigerer, anscheinend doch nicht ganz geheuer.
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