2004-08-13

Sprachlose Politiker

--- Der Spindoktor hat heute einen Artikel aus der TAZ entdeckt, der zwar schon Ende Juli erschienen ist, nichts desto trotz der Blogger-Communitiy nicht vorenthalten werden sollte. Darin erklärt Ulrike Herrmann, welche Folgen die Sprachlosigkeit der Politiker aus ihrer Sicht hat. Es ist keine Bagatelle, dass Schröder keine Worte für seine Politik findet.
Denn Macht hat nur, wer das Sagen hat. Luther wusste das und verfasste unermüdlich Flugblätter. CDU-Generalsekretär Heiner Geißler wusste es auch und fand selbst dafür in den 70er-Jahren einen Ausdruck: "Begriffe besetzen".
Weil die Politik sprachlos ist, besetzten andere die Kommunikation: die Wirtschaft sowie die Medien.
Sollte es den etablierten Parteien nicht gelingen, die gefühlten Ungerechtigkeiten auszudrücken und den Sozialstaat übersichtlicher zu machen - dann werden sie irgendwann entmachtet. Längst bilden die Nichtwähler die größte Gruppe. Meist sind sie phlegmatisch, doch kann ihre Unzufriedenheit abrupt ins antidemokratische Ressentiment umschlagen, wie die Überraschungserfolge der DVU in Sachsen-Anhalt oder der Schill-Partei in Hamburg zeigen. Luther-Enkel Schröder sollte also recht rasch von seinem Reformator-Opa lernen und sich Botschaften überlegen, die mehr als nur "Optimismus" verkünden. Denn wer nichts zu sagen hat, könnte tatsächlich bald nichts mehr zu sagen haben.