Beslan: Pannen, Ignoranz und Zensur
--- Die WAMS widmet sich heute noch einmal dem Abschlachten in Beslan und hat eine Übersicht über die Spin-Versuche der russischen Regierung zusammengestellt:
- Als die ersten Explosionen die Turnhalle erschütterten, trainierte die russische Eliteeinheit Alfa 30 Kilometer von Beslan entfernt. Trotzdem kamen die Kämpfer erst mit 40 Minuten Verspätung am Einsatzort an. Während des Einsatzes starben zehn Alfa-Soldaten, der größte Verlust in der 30-jährigen Geschichte der Eliteeinheit. Im russischen Fernsehen wurde jedoch nicht das Planungschaos beschrieben, sondern nur der ruhmreiche Einsatz des Sonderkommandos gewürdigt.
- Zwei Tage nach dem Ende des Schulmassakers musste der Moskauer Raf Schakirow seinen Posten als Chefredakteur der Zeitung "Iswestija" auf Druck des Kremls räumen. "Iswetija" hatte nach dem Geiseldrama Bilder von toten Kindern veröffentlicht und massiv das Chaos der Sicherheitsorgane kritisiert. ...
Der dazugehörige WAMS-Artikel spart nicht mit Kritik: Wer etwas über den Zustand Russlands im Jahre 2004, in dem die zweite Amtszeit Präsident Wladimir Putins begann, erfahren will, wird in Beslan fündig. Die Stadt ist ein Symbol für die Agonie der Staatsmacht, für Lug und Selbstbetrug. Das Drama von Beslan hätte überall in Russland passieren können, und das, obwohl Russlands Staatschef den Sicherheitsorganen, allen voran seinem Inlandsgeheimdienst FSB, in den vergangenen Jahren mehr Vollmachten und höhere Budgets übertragen hatte. Der gläserne Bürger ist in Russland, wo Telefone abgehört und Verdächtige ohne Haftbefehl eingesperrt werden können, längst Realität. Im Kampf gegen den Terror ist der Kreml dennoch zu schwach. Die Realität, über die die Einwohner von Beslan sprechen, die russischen elektronischen Medien aber nicht berichten, sieht bitter aus. Die Terroristen konnten sich dank korrupter Milizionäre ungehindert mit ihrem mit Sprengstoff und Waffen gefüllten Lastkraftwagen durch die Krisenregion Nordkaukasus bewegen. Die Elitetruppe Alfa war auf die Geiselbefreiung nicht vorbereitet, obgleich sie für diese Einsätze gegründet wurde. Soldaten, die Häuser rund um die Schule evakuiert hatten, nutzten die Gelegenheit, um Geld und Schmuck zu stehlen. In Kliniken in Beslan und Wladikawkas verlangten Krankenschwestern von Opfern Bargeld für Spritzen und Verbandszeug. "Einer Frau bei uns, die keine Rubel hatte, haben sie einen Verband aus Tesafilm angelegt", erzählt eine Patientin in Wladikawkas.
Und wer noch ein wenig Verschwörungstheorie zum Thema mag: In Telepolis wird über die Zusammenhänge zwischen FBI, CIA, BND und die tschetschenischen Kindermörder spekuliert
Update: Auch das noch -- jetzt will Putin das Beslan-Desaster auch noch nutzen, um seine eh schon viel zu große Macht weiter auszubauen. Das dürfte den Verschwörungstheoretikern doch glatt wieder in die Hände spielen.
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