Enthauptungsvideos und Online-Voyeurismus
--- Obwohl die Enthauptungsvideos ja nun wirklich nichts Neues mehr darstellen und die Grausamkeit der Aufnahmen inzwischen bekannt sein dürfte, ziehen sich nach wie vor viele Surfer die überaus blutigen Schauspiele rein. Immer mehr Trittbrettfahrer wollen von der Schaulust profitieren: So betreibt beispielsweise Dan Klinker seit geraumer Zeit eine Web-Seite, die gespickt ist mit entsprechenden Videosequenzen. Folter, Enthauptungen, Erschießungen -- nahezu alle von politischen Extremisten in jüngster Vergangenheit im Bild dokumentierten Verbrechen bietet Klinker zum Download an. Das Snuff-Material zieht der in den Niederlanden lebende Klinker meist von islamistischen Propaganda-Websites. Wer mehr Perversitäten sehen will, bekommt dann für wenige US-Dollar Zugriff auf unzählige weitere Videos. Klinker beruft sich dabei auf das US-Recht auf freie Meinungsäußerung und Berichterstattung, das die Verfassung der Vereinigten Staaten mit dem First Amendment garantiert. Klinkers Motto "Can You Handle Life?" zieht: Allein das neunminütige Video von Eugene Armstrong, einer im Irak verschleppten US-Geisel, der Terroristenführer Abu Musab al-Sarkawi Anfang der Woche eigenhändig den Kopf abgeschnitten haben soll, haben nach einem Bericht des San Francisco Chronicle inzwischen mehr als eine Million Internet-Surfer heruntergeladen. Insgesamt sechs von Klinker angemietete Server hätten einen Ansturm von 50.000 Besuchern pro Stunde bewältigen müssen. Für Psychiater wie Dr. Mark Levy, Spezialist für die Bewältigung post-traumatischer Stress-Symptome an der University of California in San Francisco, ist dieses Verhalten allerdings erklärbar: "Voyeurismus ist ein menschlicher Charakterzug", sagt Levy, "er hilft uns, mit Dingen fertig zu werden, vor denen wir Angst haben."
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