2004-09-09

Italienerinnen mitten in Bagdad als Geiseln genommen

--- Nach der brutalen Ermodung eines italienischen Webloggers droht den Italienern ein neuer Schock im Irak: Die Entführung von zwei Mitarbeiterinnen einer italienischen Hilfsorganisation am helllichten Tag mitten in Bagdad hat in Italien große Bestürzung ausgelöst. Die großen Augen der mädchenhaft wirkenden Gesichter Simona Paris und Simona Torrettas auf den Titelseiten der Zeitungen, beide 29 Jahre alt, erinnerten Leser und Fernsehzuschauer mehr als jeder Politikerkommentar daran, dass der Bürgerkrieg im Irak eine neue Qualität der Unberechenbarkeit erreicht hat. Etwa 20 Männer hatten die beiden Frauen mit zwei Irakern am Dienstag in einer offenbar perfekt geplanten Operation innerhalb von fünf Minuten aus ihrem Büro im geschäftigen Zentrum der Stadt verschleppt. Die Kidnapper trugen nach Zeugenaussagen die neuen Uniformen der regulären irakischen Streitkräfte und waren mit Sturmgewehren und Pistolen mit Schalldämpfer bewaffnet, als sie in drei Autos zu dem Gebäude vorfuhren, wo sie gezielt nach den Italienerinnen fahndeten. "Im Namen Dr. Allawis", des Chefs der irakischen Übergangsregierung, führten sie die beiden ab. Die Wachen sahen nur tatenlos zu. Simona Pari und Simona Torretta sind Angestellte der italienischen Hilfsorganisation "Un ponte per ..." (Eine Brücke nach ...), für die sie im Irak am Wiederaufbau von Trinkwasser- und Bildungsprojekten mitarbeiteten. ... Inzwischen hat eine bisher unbekannte Gruppe mit dem Namen "Ansar Al-Zawahiri" auf einer islamistischen Internetseite die Verantwortung für die Verschleppung der Italienerinnen übernommen und angekündigt, es sei "der erste unserer Angriffe auf Italien". Sie würden Silvio Berlusconi zwingen, "die Besetzung des moslemischen Landes und das Morden von Moslems zu beenden".