2004-09-02

Vom Terror und vom Krieg

--- Michael Stürmer schreibt heute in der Berliner Morgenpost über den Krieg der neuen Art: Am liebsten würden wir weghören und die Augen verschließen vor der Erkenntnis, dass es den Feind gibt und dass er meint, was er sagt: Qual und Tod, Krieg und Sieg. Irak und der Israel-Palästinenser-Konflikt sind nur Brennpunkte eines viel weiteren Konflikts. Intensität und Vielfalt des Terrors nehmen zu, die Reichweite geht bis in die westlichen Hauptstädte. Tod und Blut beherrschen Bilder und Schlagzeilen und werfen die Frage auf, wann aus vielen Feuern ein irregulärer, asymmetrischer Krieg wird. ... Im Westen muss man die Neigung überwinden, sich die Wirklichkeit schönzureden. ... Der Westen als Ganzes, Amerika und die industriellen Demokratien sind Angriffsziel; parallel aber auch die weltlich ausgerichteten Staaten des arabisch-islamischen Kulturkreises. Die Terroristen projizieren einen arabischen Bürgerkrieg in die ganze Welt. Wenn sie erst zu Hause Macht, Geld und Waffen haben, findet sich alles Weitere. ... Was ist im Gange? Clausewitz hilft, das Denken zu klären. Ernstes Mittel zu ernstem Zweck, so nannte der alte Preuße den Krieg. Der Terror ist nur Mittel. Ihm den Krieg zu erklären, verwirrt die Begriffe. Strategie bestimmt das Muster hinter den einzelnen Terrorakten. Die Meister des Terrors wollen nicht nur - die Religion ist ihnen Mittel und Vorwand - Öl, Geld und Waffen, sondern eine andere, ihre Welt. Einen Ausweg aus dem "Krieg gegen den Terror" kann Stürmer allerdings damit auch nicht bieten. Auch im Schwesternblatt gibt es in dieser Hinsicht keinen Lichtblick, stattdessen neue BND-Warnungen: Westliche Geheimdienste sehen die Terrororganisation Al Qaida gestärkt und fähig, neue Anschläge zu verüben. "Zwar haben sie nur wenige zentrale Köpfe", so ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter, "aber sie sie haben die Zahl ihrer einsatzbereiten militanten Zellen deutlich erhöht", sagte ein hochrangiger westlicher Geheimdienstmitarbeiter der WELT. ... Besondere Sorge bereiten Sicherheitskreisen ein offenbar hoch professioneller und lebendiger Informationsaustausch. So sind bei Al Qaida-Zellen oder -Angehörigen regelrechte Dossiers entdeckt worden. Schlüsselerlebnis war hier offenbar die Analyse des Laptops von Mohammed Naeem Noor Khan, der am 13. Juli in Pakistan verhaftet wurde. Zentrale Informationen wurden weiterverarbeitet, analysiert und an die Kommandoebene weitergeleitet. Ganz offenbar bestehen funktionierende Nachrichtenkanäle von der höchsten Al Qaida-Spitze bis hinunter zu regionalen Kommandanten. "Sie haben die Verbindung zwischen strategischer Planung und taktischer Verwirklichung längst hinbekommen", sagte eine Quelle der WELT.