2004-09-17

Was hat Biometrie in Pässen mit dem Schutz vor Kindermord zu tun?

--- Eigentlich nichts, sollte man meinen. Doch Bundesinnenminister Otto Schily kriegt den Dreh hin, beides waghalsig in seinem andauernden Feldzug gegen den Terror zu verknüpfen: Schily betonte, dass sich die Bekämpfung des Terrorismus im Rahmen des Rechtsstaats bewegen müsse. "Bei uns gibt es eine verquere Debatte, die den Rechtsstaat schon in Gefahr sieht, wenn man biometrische Merkmale in Ausweispapieren verwendet. Das halte ich für falsch" , sagte der Innenminister: "Wir müssen im Einzelfall entscheiden: Ist es nun wichtiger, dass jeder geheim hält, wie seine Iris beschaffen ist, oder ist es wichtiger, einen Terroristen daran zu hindern, Kinder zu erschießen. Mir ist bei dieser Abwägung wichtiger, dass Kindern nicht in den Rücken geschossen wird." Schade, dass die FTD einem solchen Schwachfug und einer derartigen Stimmungsmache ohne jegliche kritische Kommentierung Platz einräumt. Wie bitte hätten biometrische Merkmale im Pass die Geiselnehmer von der Ausführung ihrer Tat abbringen können? Geht von den körperbezogenen Informationen etwa eine zivilisierende Wirkung aus? Hallo Herr Schily, merken Sie noch was? Und wann nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass die Attentäter des 11. September etwa gar keine gefälschten Papiere hatten? Ganz legal im Land waren, höchstens zum Teil ihr Visum überzogen hatten? Vermutlich nicht mehr, denn zum x-ten Mal durften sie heute gemeinsam mit Ihrem US-Counterpart für den Einzug der noch gar nicht ausgereiften Biometrie in die Ausweispapiere trommeln. Aber wir wollen hier natürlich keine "verquere Debatte" führen.