2004-10-06

Die Droge Politik und der Wirklichkeitsverlust

--- Eine Reportage in der Welt von heute über das neue Buch Höhenrausch von Jürgen Leinemann hat mich über Google auch zu einem aktuellen Interview mit dem Leiter des Hauptstadt-Büros des Spiegels in der Zeit geführt. Das Buch und das Gespräch dreht sich stark um die Inszenierung der Politik und der Wählerwirklichkeit und die Rolle der Medien dabei. Ein paar Ausschnitte: Was die Kommunikation in unserem Land so schwierig macht, sind die Barrieren der Erwartung. Die Zuschauer, die Medien, die Politiker, alle erwarten was. Und alle haben Angst, die Erwartungen nicht zu erfüllen. ... ZEIT: Sie beschreiben die Welt der Politiker als dramatisch wirklichkeitsleer. Die Politiker bezeichnen Sie als Süchtige. Leinemann: Die beiden Begriffe hängen für mich zusammen. Sucht signalisiert, dass Entscheidendes im Leben fehlt. Dafür schaffen Drogen Ersatz. Die Wirklichkeit wird als unerfüllt und beängstigend erlebt, also hellt sich der Mensch diese Wirklichkeit künstlich auf – ob nun mittels chemischer Substanzen oder stimulierender Aktivitäten. Wenn sie von sich reden, benutzen viele Politiker den Begriff Sucht ja selbst gerne, aber mehr als harmloses Bild für eine peinliche Besessenheit. Auch Selbstzweifel lassen sich eben gut vermarkten. Leinemann: Die beiden Begriffe hängen für mich zusammen. Sucht signalisiert, dass Entscheidendes im Leben fehlt. Dafür schaffen Drogen Ersatz. Die Wirklichkeit wird als unerfüllt und beängstigend erlebt, also hellt sich der Mensch diese Wirklichkeit künstlich auf – ob nun mittels chemischer Substanzen oder stimulierender Aktivitäten. Wenn sie von sich reden, benutzen viele Politiker den Begriff Sucht ja selbst gerne, aber mehr als harmloses Bild für eine peinliche Besessenheit. Auch Selbstzweifel lassen sich eben gut vermarkten. ZEIT: Wonach sind Politiker süchtig, was ist es, das sie süchtig macht? Leinemann: Vor allem die öffentliche Aufmerksamkeit. Mikrofone, Blitzlichter, Fernsehkameras – die eigene Dauerpräsenz in den Medien. Je weiter man kommt, desto höher die Dosis. Das gilt auch für die Faszination der Macht.