2004-10-09

Wahlen in Afghanistan angeblich formal ein Desaster

--- Spiegel-Online-Reporter Matthias Gebauer hat wenig erfreuliches über den bisherigen Ablauf der ersten "demokratischen" Wahlen in Afghanistan zu berichten: Bei der ersten demokratischen Wahl in Afghanistan ist es zu schweren Unregelmäßigkeiten gekommen. Zahlreiche Afghanen sind mehr als einmal an die Urnen gegangen. Die Tinte am Finger, die eigentlich bis zu drei Wochen sichtbar bleiben sollte und so mehrmaliges Wählen verhindern sollte, erweist sich in vielen Fällen als abwaschbar. "Die waschen sich ihre Finger vor unseren Augen", berichtet ... Gebauer aus Kabul. Mehrfachwählen sei fast schon zum Sport geworden. "Manche Leute haben zehn nicht abgeknipste Wahlausweise, mit denen sie von Wahllokal zu Wahllokal fahren." Alle Kandidaten außer dem zur Wiederwahl angetretenen Präsidenten Hamid Karsai riefen nach einem Treffen zum Boykott der Wahl auf und forderten eine Annulierung. Die Wahl sei eine Farce und die Uno Teil des Betrugs, stand in der Erklärung, die auch Innenminister Junus Kanuni unterschrieb. Kanuni gilt als chancenreichster Herausforderer des Übergangspräsidenten Hamid Karsai. Zumindest gab es bisher keine Anschläge.

Update: Die OSZE sowie unter anderem die Bundesregierung werten die Wahlen letztlich aber doch als "fair" und Erfolg. Hm, war das mit dem Schmuh also nun reine Übertreibung oder spinnt sich die internationale Gemeinschaft die Wahlen schön? Spiegel Online muss natürlich bei der Version der Glaubwürdigkeitskatastrophe bleiben.