2004-11-02

Die Schicksalswahl läuft

--- Natürlich ist jede Wahl eine Art Schicksalswahl, aber am heutigen Dienstag dürfte weltweit wohl nichts spannender sein als das Wahlverhalten der für die Teilnahme registrierten US-Bürger. Die Wahl hat um Mitternacht Ortszeit bereits an der Ostküste angefangen -- zumindest traditionell in zwei Dörflein in New Hampshire. Bush hat demnach einen minimalen Vorsprung, aber Kerry konnte dort zumindest mehr Stimmen einfahren als vor vier Jahren Al Gore. Ansonsten gehen die Auguren nach wie vor davon aus, dass es knapp wird: Bei einer Umfrage von CNN und "USA Today" kommen beide auf jeweils 49 Prozent, mit einem Anteil von einem Prozent für den parteilosen Kandidaten Ralph Nader. Das Meinungsforschungstitut der Marist-Universität sah Kerry bei 49 Prozent, Bush bei 48 Prozent. Aber zumindest die Wahlbeteiligung dürfte nach dem hitzigen Wahlkampf sehr hoch liegen, Zahlen der registrierten Wähler hat die New York Times. Weniger schön: die Republikaner dürfen laut einem Berufungsgericht Tausende eigene Mannen und Frauen in die Wahllokale des besonders umkämpften Bundesstaats Ohio schicken, die dort die Wahlerlaubnis von Erstwählern prüfen wollen (und die Stimmabgabe dann eventuell auch gleich)? Aber insgesamt rechnet ja kaum noch jemand damit, dass heute Nacht ein Sieger feststeht und die Wähler tatsächlich die Wahl entscheiden. Das werden wohl erst die Anwälte und Richter tun: The cases may foreshadow lawsuits that are likely to be filed if the election is close in any state crucial to the Electoral College calculus. Lawyers for both sides are already examining disparities in election policies, nuances in court rulings and potential irregularities at polling places for material that may be used to challenge results in places where margins are paper thin. Die Schlacht der Juristen hat begonnen. Und einige "Wahlhelfer" sorgen mit "Schwarzer Propaganda" auch noch für Verwirrung. Bei der internationalen "Internet-Wahl" Globalvote2004 ist dagegen alles bereits klar: 77,1 Prozent für Kerry, schlappe 9 Prozent für Bush. Wer die Schicksalswahl im Internet verfolgen will und noch ein paar Hintergründe zu den E-Voting-Maschinen und ihren Problemen sucht, wird bei heise online fündig.

Update: Beim Center for Excellence in Journalism gibt es eine kleine Inhaltsanalyse zur "Wahlberichterstattung" einer Handvoll populärer US-Blogs, Link via Ojour.de.