Falludscha: Peinliche Aufklärungspannen
--- Angeblich wurden in Falludscha die Überbleibsel von al-Sarkawis "Hauptquartier" gefunden. Doch was dabei auch noch alles bekannt wurde, spricht nicht für die Aufklärungsgüte der Amerikaner: Gleichzeitig fanden US-Marines etwas, was den USA und der irakischen Regierung einigen Spott einbringen dürfte. Ein großes, kaum zu übersehendes Haus mit der großen, ebenfalls kaum zu übersehenden Anschrift: "Al Qaida Organisation". Man muß sich vor Augen halten, daß in den Wochen und Monaten vor der Offensive die US-Luftwaffe fast täglich Häuser in Falludscha bombardierte, weil sie angeblich von Zarkawis Terroristen genutzt wurden, die sich mittlerweile offiziell zur Al-Qaida-Zweigstelle im Irak erklärt haben. Grundlage all der Bombenangriffe waren Angaben irakischer "Informanten", auf die man sich einiges einbildete. Das große Haus mit der großen Anschrift übersahen sie jedoch irgendwie, vielleicht weil die Anschrift auf arabisch war und weder leuchtete noch blinkte. Man kann nur hoffen, daß die vielen Bomben nicht auf die Häuser einfacher Familien fielen, aufgrund falscher Angaben von Leuten, die in Wahrheit mit den Rebellen sympathisierten und durch hohe zivile Opferzahlen den Haß auf die Amerikaner steigern wollten. Es würde erklären, warum bei diesen Angriffen so viele Zivilisten starben. Wie dem auch sei, Zarkawi thronte anscheinend wirklich in Falludscha. In der Al-Qaida-Zentrale fanden Soldaten Dokumente, Computer, Notizhefte, Korane und einige Leichen. Unter den Dokumenten befanden sich zwei Briefe Zarkawis an ranghohe Untergebene. Ein Brief war an ihn gerichtet, mit der Bitte um Geld und Unterstützung. In der Nähe wurde eine Bombenwerkstatt gefunden. Ein Jeep mit US-Kennzeichen, wie sie von privaten Sicherheitsleuten im Sold der US-Armee benutzt werden, befand sich dort gerade zur Umgestaltung als Höllenmaschine. Zarkawi selbst entkam jedoch ganz offensichtlich, und auch das Rückgrat seiner Organisation scheint intakt. Möglicherweise ist er nun in Mosul. Dort jedenfalls, so hieß es gestern auf einer Internetseite, hätten er und seine Leute "auf offener Straße und vor großem Publikum" zwei Offizieren der irakischen Nationalgarde die Köpfe abgeschnitten.
Bilder von den blutigen Kämpfen in Falludscha gibt es übrigens im Blog Fallujah in Pictures.
Update: Die New York Times bringt am Sonntag eine Reportage über das Überleben, Töten und Sterben der Marines in der Schlacht um Falludscha. Und diesen Link auf eine Liste der im Irak gefallenen Soldaten der "Koalition der Willigen" hat dankbarerweise ein Leser durchgegeben.
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