2004-11-27

Korruptes Deutschland -- die Medien bleiben ruhig

--- Gestern hat das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) seinen jüngsten Report zur Korruption mit EU-Mitteln in den Mitgliedssstaaten veröffentlicht. Wie unser Leser Stefan zurecht bemerkt, fällt die Berichterstattung über die Tatsache, dass Deutschland in dem Index an 2. Stelle steht, etwas zahm aus. Die Welt hat zwar eine starke Schlagzeile für ihren Bericht gewählt, schreibt dann aber hauptsächlich darüber, wie andere Länder Gelder zweckentfremden. Außerdem sei das schlechte Abschneiden Deutschlands erklärbar: Die Tendenz ist steigend: 1,5 Milliarden Euro aus dem Budget der EU wurden im zurückliegenden Jahr zweckentfremdet; zum gleichen Zeitraum im Vorjahr waren es "nur" 850 Millionen Euro. 443 Fälle hat die EU in dem betreffenden Zeitraum abgeschlossen, und 578 neue Ermittlungen aufgenommen. Der Großteil der Korruptionsfälle betrifft die Fonds für EU-Agrar- und Regionalförderung. Olaf-Chef Franz-Hermann Brüner warnte allerdings davor, eine besondere "Korruptionskultur" in bestimmten Ländern auszumachen; so spielten die unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen eine wichtige Rolle bei der Anfälligkeit für Betrug. In den großen Agrarländern Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland und den Niederlanden wird demnach am meisten in der Landwirtschaftshilfe zweckentfremdet.. Bei Spiegel Online erfährt man dagegen nicht einmal genau, welchen Platz Deutschlands Verwaltung und Wirtschaft erreicht haben: in der Statistik der Übeltäter seien sie "vorne mit dabei", heißt es nur. Wer sich näher mit dem Korruptionsphänomen beschäftigen will, muss daher wohl oder übel sich bei OLAF selbst durch die Website klicken oder bei Transparency International vorbeischaun.