2005-01-02

Die Blogger und der Tsunami

--- Nach der New York Times und Telepolis widmet sich nun die FAZ am Sonntag den Tsunami-Bloggern und kürt sie gleich zu den "besten Quellen in dieser Katastrophe": Nicht nur, weil sie eine Gegenöffentlichkeit schaffen zu den oft geschönten Berichten der staatlichen Medien vor Ort. Sondern auch, weil es Berichte aus erster Hand sind, von Menschen, die bis letzte Woche über Musik und Filme und Gott und die Welt geschrieben haben, bis die Flut kam und sie über Angst und tote Freunde und verschwundene Verwandte und mit den Händen geschaufelte Gräber schreiben ließ. Ihre unmittelbaren Berichte schaffen eine ungeheure Nähe. Und sie schufen eine außerordentliche Gemeinschaft, die nicht nur bloggt, sondern hilft. Danach kommen zahlreich Beispiele aus Blogs wie ronnietan's journal, Shandy's Blog oder hideout0.5. Mehr nach wie vor auch bei hboingboing und Hilfe koordiniert das South-East Asia Earthquake and Tsunami Blog. Na, das gibt ja wieder mal einen richtigen Blog-Hype.

Update: Jetzt hat auch Spiegel Online die Blogger und das Web als praktikable Kommunikationsplattform nach der Flutkatastrophe entdeckt.

Update 2: Die FAZ kommt zu einem gänzlich anderen Eindruck als die FAZ am Sonntag und Spiegel Online: sie wärmt die alten Mythen über die ach so große Unzuverlässigkeit der Blogger anhand einer ausgemachter Schwarzer Schafe mal wieder genüsslich auf: Der journalistische Wildwuchs in den Blogs provoziert auch Fragen nach der Qualität und Verläßlichkeit des neuen Graswurzeljournalismus, der vielfach nicht mehr von der Recherche, sondern von der Verbreitung persönlicher Überzeugungen lebt. So blühen in den Blogs Spekulationen über die Verantwortung der reichen Industrieländer und westlicher Geheimdienste für die Flutkatastrophe. Zum Glück hat die Autorin dann wenigstens noch einen Fachmann zitiert, der sich mit der Blogosphäre auskennt. (Dank an den getee(r)ten und gefeederten Martin für den Hinweis).

1 Comments:

At 12:54 PM, Anonymous Anonym said...

Das liest sich aber in der heutigen FAZ - Ausgabe (6.1.) ganz anders. Tenor ist dort eher die Unprofessionalität und Unseriösität von Blogs. Mit viel Mühe hat der Autor in US-Blogs recht abstruse Kommentare entdeckt, die dann im Artikel genüßlich als repräsentatives Beispiel zitiert werden.
Martin - Tee(r) und Federn

 

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