2005-01-20

Proteste bei Bush-Vereidigung: wieder kein Medienthema?

--- Die heutige Vereidigung Bushs, wegen der Washington in eine Festung verwandelt wird, ist an sich natürlich ein großes Medienthema. Überall wird mal wieder spekuliert, ob der Irak-Kriegsherr trotz der aktuellen Verstimmungen mit dem Irak in der zweiten Amtszeit sanfter und diplomatischer wird. Bush selbst will das vage, aber in den USA überaus positiv besetzte Thema "Freiheit" bei den 40 Millionen Dollar teuren Inaugurationsfeiern beackern: "Ich lege morgen den Amtseid ab und werde in meiner Antrittsrede über die Freiheit reden", kündigte Bush an. "Das ist die Sache, die unser Land eint und der ganzen Welt Hoffnung gibt." Er sei bereit und begierig, die vor ihm liegenden Aufgaben anzupacken. Freiheit eine das Land, gebe der Welt Hoffnung "und wird uns in eine Zukunft des Friedens führen", sagte Bush den Konzertbesuchern. Die amerikanische Nation rief er auf, nach dem Wahlkampf zur Einheit zurückzufinden und sich auf die zukünftigen Aufgaben zu konzentrieren. Danny Schechter wirft im Mediachannel derweil die Frage auf, ob es die angekündigten Gegendemos wohl dieses Mal schaffen, die Aufmerksamkeit der Massenmedien auf sich zu ziehen: Not surprisingly, the protesters will be out in force as they were in 2000. Back then, the press barely took notice of the biggest inaugural protest in American history. Writer Dennis Loy Johnson wrote a must-read little book called "The Big Chill" on "The great unreported story of the Bush Inauguration Protests..." (Melville House.) The protests were ignored, he charges, "There seemed to be a determined and almost paternalistic effort by the media to soothe and assure the populace that everything was fine, that the democracy was running smoothly (as if that was the obligation of either print or broadcast journalists) that there was, in any case no dissent except from the usual suspects …" That was then. That event signaled a new media paradigm for marginalizing dissenters. Last year, the Post's ombudsman Michael Getler investigated complaints that the Post had been downplaying protests and minimizing their numbers. He concluded that the complaints were valid. And it was done as a matter of policy. The paper carried a mini-mea culpa about its prewar coverage. And then it was back to news business as usual. Mehr zum Thema bei ReDefeatBush.com.

Update: Die Washington Post hat inzwischen beispielseweise einen Report auch über die Demonstrationen gegen Bush online. Mehr zu der Rede, die tatsächlich von den Gegenpolen Freiheit und Tyrannei lebte, in Telepolis.

Update 2: Die Washington Post sieht keinen Kurswechsel bei Bush, die Rede sei die "indoktrination" seiner Politik (bzw. die seiner neokonservativen Einflüsterer) gewesen. Die arabische Welt schätze Bushs Rhetorik als hohl ein.