Terror und Medien in der Aufmerksamkeitsspirale
--- Stephan Alexander Weichert versucht sich in Telepolis an der Aufarbeitung des terroristisch-medialen Beziehungskomplexes: Dieser eruht auf einem Tauschverhältnis mit Folgen: So wird neben einer stetig wachsenden Abhängigkeit der Terroristen von den Medien gleichzeitig eine gewisse Abhängigkeit der Medien vom Terrorismus registriert. Der 11. September 2001 und die darauf folgenden Terroranschläge der vergangenen Jahre haben eine Debatte darüber entfacht, ob und vor allem wie Medien über Terrorakte berichten sollen - und das nicht allein aus ethischen Gründen. Sondern auch, um nicht zu unfreiwilligen Handlangern von Terroristen gemacht zu werden. ... Eine mögliche gegenseitige Abhängigkeit von Medien und Terrorismus wäre folgenreich: Sie könnte "zu einem zentralen Problem demokratischer Gesellschaften werden, die auf umfassende Informationen, Ursachenanalyse, gesellschaftliche Debatten und politische Diskurse angewiesen sind", merkt der Publizist und Medienwissenschaftler Klaus Kreimeier in der taz vom 11. September 2004 an. Dabei ist nicht nur eine eigenartige Mischung aus aufgeregtem 'Realtime-Reflex' seitens der Journalisten und einer wachsenden 'Breaking-News-Mentalität' seitens der Medienunternehmen zu spüren, die dieses grausame Wechselspiel um die Aufmerksamkeit des Publikums begünstigen. Vielmehr ist laut Kreimeier eine simple Erfolgslogik dafür verantwortlich: Im Zuge der Globalisierung der Nachrichten funktioniere schließlich auch die Bewusstseinsindustrie nach den Gesetzen des Marktes. Terrorismus und Medien folgten daher einem "Zwang zur Selbstüberbietung", heißt: Wo sich die einen durch Gewaltanwendung und Massenmord einen maximalen Störeffekt erhoffen, wünschen sich die anderen durch dramatisierende und emotionalisierende Gewaltberichterstattung den maximalen Marktanteil.
Leider bringt der Artikel letztlich nicht viel, was nicht schon mit den diversen Nachrichtenwerttheorien zum Ausdruck gebracht wird. Die vorgebrachten Lösungsansätze sind banal bis schal und gehen deswegen wohl wieder mal einfach im Redaktionsalltag unter, so sie dort denn überhaupt gehört werden. Aber wer sich mit dem Thema noch nicht viel beschäftigt hat, findet sicher ein paar Anhaltspunkte.
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