2005-02-10

Entführungsmarkt im Irak boomt weiter

--- Aus aktuellem Anlass beleuchtet die Zeit den Entführungsmarkt im Irak: Zumeist trifft es nicht Ausländer oder Reporter, sondern die Kinder reicher Geschäftsleute oder Politiker. Hunderte solcher Fälle hat es in den vergangenen Monaten gegeben; an der Handelskammer von Basra haben Geschäftsleute schon einen Fonds angelegt, um notfalls Lösegeld für Angehörige bereitstellen zu können. Kinder von Geschäftsleuten bringen zwischen 20000 und 50000 Dollar, normale Iraker zwischen 2000 und 3000. Claire Fleming, Expertin im Dienst der Londoner Sicherheitsberatung AKE, spricht von einer payment chain, von einer Erpressungskette, in deren Abfolge die Lösegeldforderungen immer höher steigen können. Die »Wertsteigerung« kann dabei auch von der politischen Wetterentwicklung abhängen. In den nächsten Tagen werden im Irak die Wahlergebnisse veröffentlicht. Wollten sunnitische Terrorgruppen gegen sie protestieren – mit Geiseln könnten sie sich Gehör verschaffen. Und zwar umso lauter, je bekannter ihr Opfer wäre. ... Mitunter schaffen sich die Kidnapper selbst Öffentlichkeit, auf eigenen Internet-Seiten, durch grausame Videos. Dann bleibt den Erpressten nichts übrig, sie müssen die »Wertsteigerungen« des Opfers mitansehen. Und notfalls, so es keine Freilassung gibt, dafür sorgen, dass die Publicity erhalten bleibt.