2005-02-07

Zynisches Verwirrspiel um entführte Italienerin

--- Wir waren's nicht, ließen die Mannen al-Sarkawis heute in punkto Entführung der renommierten italienischen Journalistin Giuliana Sgrena verlauten: Die Anhänger des jordanischen Terroristenführers Abu Mussab al Zarqawi haben bestritten, für die Entführung der italienischen Journalistin Giuliana Sgrena verantwortlich zu sein. «Wir haben damit nichts zu tun. Wer uns mit dieser Entführung in Zusammenhang bringt, beschmutzt unser Ansehen», hieß es in einer vom arabischen Fernsehsender Al-Dschasira verbreiteten Botschaft der Gruppe am Montag. Am Wochenende hatte eine selbsternannte «Organisation des Dschihad im Zweistromland» nennt, der Regierung in Rom ein Ultimatum gestellt. Wenn nicht binnen 72 Stunden alle italienischen Soldaten aus dem Irak abgezogen seien, werde Sgrena getötet, drohte die Gruppe. Die Zeit läuft Montagabend ab. Die Zeit, für die Sgrena unter anderem ein Tagebuch aus Bagdad geführt und sich hohe Anerkennung im Kreise der Redaktion erworben hat, will am Donnerstag im Blatt an die Entführer appellieren und um Freilassung der 56-Jährigen bitten. Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät.

Mehr zum Thema u.a. in der Berliner Zeitung: Der Propaganda beider Seiten traute die Pazifistin Sgrena nie, den "eingebetteten Journalismus" hielt sie für einen Hohn. Sie wusste um die Gefahren, eine Abenteurerin ist Giuliana Sgrena aber nicht. Als Gegnerin des Irak-Krieges wähnten sie manche stets etwas sicherer vor Übergriffen. Ähnlich wie die Französin Florence Aubenas von der linken Zeitung Libération. Ein Trugschluss. Auch Aubenas wird seit einem Monat im Irak vermisst. Das wirft Fragen nach den Motiven der Entführer auf: Handeln sie politisch oder hoffen sie nur auf Lösegeld? Oder glauben sie, mit Frauen als Entführungsopfer mehr mediale Aufmerksamkeit zu erzielen? ... Sgrenas Kollegen stellten einen Porträt-Film für arabische Sender zusammen. Ihr Lebensgefährte erzählt darin, Sgrena sei im Irak schon einmal entführt worden, für kurze Zeit nur, dennoch sei sie wieder zurückgekehrt - um über die Wahrheit zu schreiben. Der Öffentlichkeit verschwieg sie ihre Entführung. Sie mag eben keine Heldin sein.

Update: Das Entführungsdrama soll angeblich zu einem guten Ende kommen: Die entführte italienische Journalistin Giuliana Sgrena soll laut einer im Internet verbreiteten Erklärung freigelassen werden. Ein Justizkomitee der Dschihad-Organisation sei nach einem Verhör zu dem Schluss gekommen, dass die Italienerin keine Spionin sei, teilte die «Organisation des islamischen Dschihad» auf einer Website mit.