2005-04-27

Mehr Terror seit dem Krieg gegen den Terror

--- Zunächst wollte Condi Rice den alljährlichen Bericht über die Entwicklung des weltweiten Terrorismus geheim halten. Doch jetzt haben Kongressabgeordnete nachgehakt, berichtet Telepolis: Nach den Zahlen, die von Mitarbeitern des Außenministeriums und des National Counterterrorism Center (NCTC) nach heftiger Kritik aus dem Kongress nun doch bei einem Treffen hinter verschlossenen Türen "for official use only" mitgeteilt wurden, ist ein starker Anstieg von Terroranschlägen im letzten Jahr zu verzeichnen. Schon letztes Jahr musste der Bericht für das Jahr 2003 nachdem man sich angeblich zugunsten der US-Regierung verrechnet hatte, umgeschrieben und ein Anstieg der Anschläge eingeräumt werden. 2004 hätten sich nach Zählung des Außenministeriums 655 "schwere" Anschläge ereignet. 2003 waren es noch 175, allerdings war dies auch schon ein Rekord. Die Mitarbeiter des Außenministeriums sprachen selbst, wie Waxman von dem Treffen berichtet, von einem "dramatischen Anstieg". Zur etwas hilflosen Rechtfertigung, warum die Zahlen nicht veröffentlicht werden sollten, hatte Karen Aguilar, Leiterin der Antiterror-Abteilung im Außenministerium gesagt, dass sie für den Bericht nicht wichtig seien. Wie nicht anders zu erwarten, stieg die Zahl der "schweren" Anschläge im Irak drastisch von 22 im Jahr 2003 auf 198 an. Das sind mehr, als es 2003 insgesamt gegeben hat. Wie viele Anschläge es insgesamt gegeben hat, wurde nicht mitgeteilt. Überdies lassen sich die Zahlen kaum unabhängig verifizieren. Die Zunahme um das Neunfache zeigt, dass der Irak zu einer Brutstätte des Terrors geworden ist. Hier wird eine neue Generation von Terroristen ausgebildet und exportiert, wie selbst US-Geheimdienste erklärten (Irak wurde zum Rekrutierungsplatz für "urbane Terroristen"). In das Land wurde nach dem Sturz des Diktators durch die Besatzung der Terrorismus importiert, unter anderem auch aus Afghanistan. Auch dort verdoppelten sich die Anschläge gegenüber dem Vorjahr auf 27. Die Mitarbeiter des Außenministeriums führten, so Waxman, den scharfen Anstieg der Terroranschläge darauf zurück, dass diese nun weltweit genauer beobachtet und registriert werden. Da man besonders aufmerksam Meldungen in Zeitungen, Fernsehsendern und anderen Medien nach Hinweisen auf Terroranschläge durchsucht habe, sei der starke Anstieg vor allem auf die wachsende Zahl der Anschläge in Indien und Pakistan im Hinblick auf Kaschmir zurückzuführen. Zieht man diese aber ab, so bleiben immer noch, wie Waxman entgegnet, 350 "schwere" Anschläge übrig, was einer Verdopplung gegenüber 2003 entspräche. Der Spindoktor meint: der gesamte aktuelle Bericht Patterns of Global Terrorism ist sofort zu veröffentlichen. Schließlich wird damit anscheinend auch erneut die grundlegende Argumentation der Bush-Regierung für den Irak-Krieg völlig unterlaufen.

Passend dazu siehe auch: Bushs Heimatfront bröckelt: Bush mangelt es an Truppen, Material, Geld und Zuspruch von der Bevölkerung. Auch Konservative fordern einen Strategiewechsel.