London-Anschlag: Zu viel Aceton, zu wenig Peroxid
--- Großes Rätselraten um die im Ansatz stecken gebliebenen neuen Anschläge in London: Anscheinend war eine weit gehende Wiederholung der Attentate vom 7. Juli geplant, anscheinend sogar mit dem gleichen Sprengstoff, der aber schon zu "alt" gewesen sein könnte:
Die Bomben waren in drei U-Bahnen und einem Doppeldeckerbus, versteckt in Rucksäcken, abgelegt worden. Allerdings war nach Berichten vom Abend nicht der Sprengstoff selbst detoniert, sondern nur die Zünder der Sprengsätze. Die britische Nachrichtenagentur Press Association berichtete seien vier „brauchbare“ Sprengsätze gefunden worden, die in Rucksäcken steckten. Drei der vier Sprengsätze seien offenbar genauso schwer und groß wie die Bomben, die am 7. Juli explodierten. Der vierte gefundene Sprengsatz war demnach kleiner. Die Polizei gehe von vier Attentätern aus, die möglicherweise auch sich selbst in die Luft hätten sprengen wollen. Sie seien noch auf der Flucht. Die BBC berichtete, dass die im Bus gefundene Bombe so stark nach Aceton gerochen hat, dass die Fachleute zunächst einen Chemiewaffenanschlag befürchteten. Der Geruch sei jedoch entstanden, weil die Sprengkörper falsch gezündet worden seien - mit zu viel Aceton und zu wenig Peroxid. Die Ermittlungen bei den erneuten Anschlägen beziehungsweise Anschlagsversuchen stünden möglicherweise vor einem „bedeutenden Durchbruch“, da an den Tatorten wichtige Spuren gesichert worden seien, sagte Scotland Yard-Chef Ian Blair. Auf den Rucksäcken könnten nun Fingerabdrücke und DNA-Spuren sichergestellt werden, hieß es. Ein Experte sprach von einem „kriminaltechnischen Eldorado“. Außerdem könne möglicherweise festgestellt werden, ob der verwendete, aber nicht explodierte Sprengstoff zur selben Quelle wie die Bomben vom 7. Juli gehört, hieß es am späten Abend. Gemutmaßt wurde, dass es sich um Sprengstoff aus derselben Tranche wie vor zwei Wochen handeln könnte, weil er innerhalb dieser Zeitspanne quasi „schlecht“ geworden und deshalb nicht explodiert sei.Ein Ziel haben die Terroristen aber bereits erreicht: die Furcht vor weiteren Trittbrettfahrern ist verständlicherweise inzwischen groß in London, Das führt anscheinend auch zu ersten Übersprunghandlungen wie der Erschießung eines anscheinend asiatischen Mannes in der U-Bahn-Station Stockwell. Doch es gibt auch unbestätigte Berichte, wonach es sich um einen der vermutlichen Attentäter oder einen weiteren Nachahmer gehandelt haben könnte. Derweil haben sich die Abu Hafs al Masri Brigaden mal wieder rasch die Bombenattentate auf die Fahne geschrieben. Diese werden allgemein aber als Trittbrettfahrer der al-Qaida betrachtet, die allein um Medienaufmerksamkeit buhlen. Mehr zum Thema in Spiegel Online und Telepolis.
Update: Videoaufnahmen der gestrigen Attentäter sind jetzt freigegeben worden.
Und sonst: Hat der viel gerühmte "Citizen Journalismus" in London dieses Mal versagt? Eine Einschätzung dazu auch in der Washington Post Online.
Antiterror-Gesetze in den USA kurz vor Verlängerung: Renewed Patriot Act Gets Boost in House, Senate Panel. Within hours of a second attack on the London transit system, lawmakers in the House and Senate pushed ahead yesterday with starkly different bills to extend the controversial USA Patriot Act anti-terrorism law.
Nach dem New Yorker jetzt auch in der Welt: USA manipulierten angeblich Wahlen im Irak. Washington versuchte Magazin-Recherchen zufolge, Stimmabgabe für schiitische Parteien zu unterlaufen.
1 Comments:
Hallo Spindoktor schreib doch auch mal was über die Militäraktionen die uns den Terror eingebrockt haben, heute war da ein sehr delikates Interview im "Freitag" mit einem Bundeswehroffizier
http://www.freitag.de/2005/29/05290701.php
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