London-Attentat: Kurzschlüsse, Spekulationen, Forderungen

Die Meldungen von einem Kurzschluss als Ursache der Explosionen in London war ein Trick der Behörden. Das melden britische Zeitungen. Die britischen Behörden wollten damit eine Massenpanik verhindern. Die ersten Auskünfte der Bahnpolizei, wonach sich die Explosionen in mehreren U-Bahnen auf einen «Kurzschluss» zurückführen ließen, gehörten zum Masterplan für den Fall eines großen Terroranschlags. «Als ich das Wort »Kurzschluss« hörte, wusste ich, das war ein PR-Trick», zitiert die Zeitung «The Guardian» eine Quelle bei der Londoner U-Bahn. «Die drei [betroffenen] Bahnhöfe sind an unterschiedliche Stromnetze angeschlossen.»Gleichzeitig gehen die Medien eifrig der Frage nach, wen es als nächstes treffen könnte. Spiegel Online wirft dafür auch einen Blick in den ganzen Haufen an "Strategiepapieren" aus dem Umfeld von al-Qaida:
"Die Kunst des Krieges", "Die Enzyklopädie des Dschihad", "Wofür und gegen wen kämpfen wir?" - Die Reihe der von Qaida-Terroristen und -Strategen verfassten Bücher, Papiere und Pamphlete wird immer länger. Das Terrornetzwerk betrachtet sich selbst schon lange als eine lernende Organisation, die ihre Strategie nach dem jeweils erforderlichen und machbaren ausrichtet. ... Zwar spielt die Bundesrepublik in Qaida-Papieren nie eine Hauptrolle; aber sie gilt in islamistischen Kreisen als überaus israelfreundlich, was ein weiterer Anlass sein könnte, auf deutschem Boden Anschläge zu verüben. Bereits im Jahr 2001 hatte die so genannte "Tawhid"-Zelle, die mit dem heutigen Qaida-Statthalter im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, verbunden war, offenbar Anschläge auf jüdische Ziele geplant. ... Nimmt man die Häufigkeit und Deutlichkeit von Aussagen in Qaida-Papieren zum Maßstab, stehen Italien und Polen - als vermeintlich wichtigste US-Alliierte gleich nach Großbritannien - dagegen eine Stufe höher auf der Rangliste potenzieller Ziele.Aus der CDU/CSU trudeln ferner die unvermeidlichen Forderungen nach einer weiteren Verschärfung der gesetzlichen Antiterrormaßnahmen ein -- als ob selbst ein totaler Polizeistaat wirklich etwas gegen Anschläge wie in London ausrichten könnte. So tönt es vom innenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Hartmut Koschyk und dem Obmann der Union im Innenausschuss, Thomas Strobl:
Sicherheit ist ein Bürgerrecht. Die Bedrohungen unserer Zeit erfordern keinen ideologisierten Kampf gegen einen vermeintlichen Überwachungsstaat, sondern effektive Maßnahmen zur Terrorbekämpfung. Rot-Grün ist bei der Abwehr von Terrorismus und Extremismus stets zu kurz gesprungen. Die Union tritt hingegen für eine stetige Verbesserung der Sicherheitsarchitektur unseres Landes ein. Vorschläge der Union wie die Wiedereinführung einer Kronzeugenregelung, die Schaffung eines gemeinsamen Zentrums zur Terrorismusbekämpfung und Einrichtung einer gemeinsamen Datei der deutschen Sicherheitsbehörden zur Beobachtung und Bekämpfung des islamistischen Extremismus und Terrorismus (Anti-Terror-Datei) hat die Regierung Schröder nicht aufgegriffen. ... Effektive und aktuelle Terrorbekämpfung erfordert wegen der Möglichkeiten moderner Telekommunikationsmittel für Terroristen eine Speicherung von Telekommunikationsdaten für 6 Monate.Als Gegenlektüre muss man da wohl mal wieder zu Leutheusser-Schnarrenberger greifen, denn ihr zufolge ist die Freiheit das größere Bürgerrecht. Man darf auf eine schwarz-gelbe Koalition gespannt sein, insbesondere auch nach diesem Beckstein-Interview und dessen Sicht auf Hunde und Schwänze.
Realistischer schätzt die Lage bezeichnenderweise Tony Blair ein:
Großbritanniens Premierminister Tony Blair hat gefordert, im Kampf gegen den Terrorismus auch dessen Ursachen zu bekämpfen. Dazu gehörten auch der Mangel an Demokratie und der anhaltende Konflikt im Nahen Osten, sagte Blair in einem Interview des britischen Rundfunksenders BBC. Den politischen Führern auf der Welt hätten die Anschläge vom Donnerstag in London klar gemacht, dass Probleme wie Armut angegangen werden müssten, sagte Blair. Die G-8-Staaten hätten sich in dieser Woche einiger der Fragen auf ihrem Treffen in Schottland angenommen. «Ich glaube, diese Art des Terrorismus hat sehr tiefe Wurzeln», sagte Blair. ... Alle «Überwachung der Welt» könne Menschen jedoch nicht daran hindern, in einen Bus zu steigen und unschuldige Menschen in die Luft zu sprengen, sagte der Premierminister. «Bei dieser Art von Terrorismus liegt die Lösung möglicherweise nicht nur bei den Sicherheitsmaßnahmen.»In englischen Blogs wird derweil auf das Phänomen der neuen Flut an Fotos von Terroropfern durch Handy-Kameras hingewiesen. Mehr dazu im Guardian und in Telepolis. Als einer der Drahtzieher rückt zudem der Marokkaner Mohammed al-Gerbouzi ins Zentrum der Berichterstattung.
Und sonst: Schröder gegen die "Penner von gestern"
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