Terror in London und der "Citizen Journalismus"
--- Über Bloggerberichte zu den Londoner Anschlägen wurde schon viel geschrieben, während die FTD nun heute das Thema nun noch einmal unter dem viel beschworenen Aufhänger Citizen Journalismus neu aufrollt und dabei nicht mit "revolutionären" Elementen rund um die Mediengeschichte spart:
Die vier Anschläge auf Londoner U-Bahnzüge und einen Doppeldeckerbus haben nach Ansicht von Medienexperten eine "Zeitenwende" in der Berichterstattung eingeläutet. Niemals zuvor griffen Zeitungen und Fernsehsender so stark auf Filmsequenzen und Fotos zurück, die von Passanten, so genannten "Citizen Journalists", aufgenommen wurden. Ein Grund dafür ist, dass die Ermittler kurz nach den Explosionen den Zugang für Journalisten zu den Schauplätzen nahezu unmöglich machten und die meisten Schauplätze unter der Erde lagen. "Innerhalb von Minuten nach den ersten Explosionen wurden uns die ersten Bilder übermittelt. Nach einer Stunde waren es bereits 50 Aufnahmen", sagt die Nachrichtenchefin des Senders BBC, Helen Boaden, in einem Interview mit Mediaguardian.com. Bereits während der Tsunami-Katastrophe im Dezember im Indischen Ozean hatte der öffentlich-rechtliche Sender die Aufnahmen, die lokale Augenzeugen, Touristen und Katastrophenhelfer mit digitalen Fotoapparaten und Kamerahandys geschossen hatten, genutzt. Der Sender kennzeichnet das Material bei der Ausstrahlung entsprechend und sendet nur, was seinen ethischen Standards entspricht. Bezahlt wird im Gegensatz zum Sender Sky News, der 250 £ (mehr als 362 Euro) pro Film bietet, bei der BBC nichts. "Es ist ein wirklicher Schritt nach vorn, vor allem bei der Berichterstattung über ein Verbrechen, das die Öffentlichkeit betroffen hat", sagt Ben Rayner von ITV, dem größten Privatsender Großbritanniens, dem am vergangenen Donnerstag mehr als zehn Videoclips von Multimediahandys überspielt wurden. ... Am Sonntag entdeckte auch die Polizei den Wert der "City Journalists". Die Metropolitan Police, welche die Ermittlungen führt, forderte auf ihrer Webseite die Öffentlichkeit zur Einsendung weiterer Bilder auf.Mehr zum Thema im Guardian: We are all Reporters now: 'We had 50 images within an hour'. Britain watched the story of the London bombings through mobile phone pictures and video clips, while America saw another 9/11. MediaGuardian reflects on a momentous day for journalism. Ob die ganze Bilderflut aus den Handy-Kameras wirklich hilfreich ist, geht im Hype um den "Bürger-Journalismus" nur etwas unter.
Und sonst: Das Wahlprogramm der Union liegt vor. Auszüge verbreiten heute die Nachrichtenagenturen. Ganz gute Einblicke liefert dieser Artikel in der Süddeutschen zur Agenda Merkel: In der Finanzpolitik geben Merkel und Stoiber Versprechungen ab, die sie nie und nimmer werden halten können. Genauer: Sie werden es nur halten können, wenn ihnen die Weltkonjunktur völlig überraschend zu Hilfe kommt und Deutschland einen exogenen Wachstumsschock beschert. Aber daran zu glauben wäre mehr als fahrlässig bei einem Ölpreis von über 60 Dollar. ... Hier fehlt ein zweistelliger Milliardenbetrag. Nirgendwo steht, wo der herkommen soll. Kritik kam postwendend bzw. schon vorab u.a. just vom möglichen Koalitionspartner FDP.
Bushs Ober-Spindoktor war mal wieder am Werk in der Intrige um die CIA-Agentin Plame und den damit zusammenhängenen Angriff auf die Pressefreiheit: Rove Told Reporter of Plame's Role But Didn't Name Her, Attorney Says. White House Deputy Chief of Staff Karl Rove spoke with at least one reporter about Valerie Plame's role at the CIA before she was identified as a covert agent in a newspaper column two years ago, but Rove's lawyer said yesterday that his client did not identify her by name, Washington Post.
Neues von der EMP-Waffenentwicklung: Beam It Right There, Scotty. It moves at the speed of light, it can penetrate walls. The U.S. military has firepower that uses electromagnetic energy to blind, stun or kill targets. Defense contractors are eager, but the weapons are not yet being deployed, Wired News.
Der Terror gibt neuem Anlauf zur Vorratsdatenspeicherung in der EU und damit zur weit gehend kompletten Überwachung der gesamten E-Kommunikation wieder Rückenwind: Clarke wants to track email and phone messages. Critics warn of huge task to sift through records, Guardian.
Die Grünen und die Ergebnisse ihres Wiki-Wahlprogramm-Experiments in Telepolis.
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