2005-07-29

Terrorakquise im Netz: Radikale Cyber-Moschee

--- Spiegel Online widmet sich mal wieder dem Thema der Nachschub-Gewinnung für al-Qaida und wirft dabei auch einen Blick auf das Internet:
Entsprechend hat sich die Rekrutierungspraxis von al-Qaida für Terroranschläge im Westen offenbar teilweise gewandelt. Darauf deutet die Anschlagsserie von London hin. Nach vorsichtigen ersten Schlussfolgerungen internationaler Terrorexperten beruht sie auf zwei Elementen: Die Rekruten melden sich jetzt anscheinend verstärkt selbst bei al-Qaida & Co., das erspart den gesuchten Terroristen die mühsame und gefährliche Kontaktaufnahme. Und mit al-Qaida verbandelte Organisationen springen bei der Schulung und Organisation ein - das könnte die Pakistan-Connection im London-Fall erhellen. ... Tausende Webseiten von al-Qaida & Co. und deren Sympathisanten sind seit Jahren online. Mithilfe einer arabischen Tastatur ist es mit etwas Geschick möglich, sich auf Seiten vorzugoogeln, auf denen jede Facette des Dschihad erläutert wird, Märtyrer verherrlicht und Waffentypen aller Art erklärt werden. Al-Qaida-Propagandisten haben schon oft geschwärmt, dass Internet sie ein "neues, virtuelles Afghanistan". Jetzt scheint es auch verstärkt zur radikalen Cyber-Moschee zu werden - eine explosive Mischung. ... "Wer kann mir helfen, eine Kalaschnikov zu besorgen?" - Anfragen wie diese finden sich jeden Tag zu Hunderten in islamistischen Diskussionsforen, ebenso wie Bitten um die theologische Rechtfertigung des Terrors oder nach den neuesten Dschihad-Predigten der Untergrund-Imame. Sie werden oft genug beantwortet. Anleitungen für den Bau von kleinen Raketen des Qassam-Typs, den auch die palästinensische Hamas verwendet, sind frei erhältlich. Wer nach Zutatenlisten für Sprengstoff sucht, wir ebenfalls schnell fündig. In der Vergangenheit gab es immer wieder Fälle, wo Amateur-Zellen auf Grundlage dieser Rezepte vorgegangen sind, in den Niederlanden zum Beispiel im Umfeld des Van-Gogh-Mörders. In London wurde der Anschlag eines algerischen Asylbewerbers vereitelt, der nach einer aus dem Internet heruntergeladenen Anleitung Gift gemischt hatte. Die Behörden haben wenig rechtliche Handhabe gegen solche Seiten; und bevor sie eine Website schließen können, entstehen ohnehin drei neue. Mehrere Internet-Foren, bei denen internationale Geheimdienste davon ausgehen, dass deren Betreiber "mehr als nur al-Qaida-Sympathisanten" sind, bieten überdies Kanäle für "besondere Kommunikation" an. Was hier geschieht, ist kaum nachvollziehbar. Findet hier die Anbahnung von Kontakten zwischen willigem Nachwuchs und Terrorveteranen mit Erfahrung und Verbindungen statt?
Abhilfe weiß Spiegel Online natürlich auch nicht, denn sonst müsste man ja wohl nicht nur das Internet zu machen, sondern auch Kneipen und sonstige beliebte Kommunikationspunkte.

Und sonst: Terror-Abschwörer gibt es auch: IRA erklärt Ende des bewaffneten Kampfes. Siehe auch: Massiver Popularitätsverlust der Terrortruppe. Warum die nordirische Untergrundarmee IRA die Waffen abgibt, aber sich nicht auflösen will.

Karlsruher Lauschurteil: Datenschützer: Telekommunikationsüberwachung muss generell auf den Prüfstand. und natürlich Beckstein auf der anderen Seite mit einer Verbalattacke auf das Bundesverfassungsgericht.

Die Farbe Orange -- Wahlkampf der CDU unter schlechten Zeichen? Bis zum 18. September wird es bei den Christdemokraten jede Menge Orange zu sehen geben. Genau gesagt: Pantone 144 C. So heißt der CDU-Farb-Code, der bereits vor anderthalb Jahren in Hamburg als „Bundes-Corporate-Identity“ unter dem damaligen Generalsekretär Laurenz Meyer eingeführt wurde. ... Das Problem ist nur: „Nach Braun“, so eine Studie der Filmakademie Baden-Württemberg, „ist Orange die unbeliebteste Farbe der Deutschen.“ Es symbolisiere das Unsympathische, das Billige, das Modische, das Laute.

Merkels Golfkriegssyndrom: Angela Merkel unterstützte lange Zeit den Waffengang gegen Bagdad und schloss gar einen Bundeswehr-Einsatz nicht aus – heute will sie davon nichts mehr wissen.