36 Jahre Mediendemokratie
--- Die Zeit wirft einen Blick zurück auf 36 Jahre Mediendemokratie und die Verstrickungen von Medien und Politik -- von Willy Brandt bis Gerhard Schröder. Lesenswertes Stück, wenn auch teilweise etwas manieriert und nicht sonderlich klar auf dem Punkt:
Ohne Nostalgie: Ein beschwingendes Gefühl von Autonomie und Hineinredenkönnen beherrschte noch in den siebziger Jahren das Gros der jungen Journalisten. Die vierte Gewalt, das sind wir! Überschätzte man im Überschwang, beim »mehr Demokratie wagen« schreibend dabei zu sein, seine Freiheit, seinen Einfluss? Die Bonner Korrespondenten hockten eng mit der Politik zusammen, sehr eng. So sehr man auf der Hut sein wollte, sich nicht einbinden zu lassen – dabei sein wollte man auch. Ein Schmiergeld namens Nähe überschrieb der Journalist Peter Zudeick eine Philippika gegen diese Enge, die es schwer machte, die Rollen zwischen Politikern und Journalisten trennscharf auseinander zu halten. ...Und sonst: Kaum zu glauben: Frauen in Frauendomäne PR benachteiligt: Ladykiller "Public Relations". Selbst in einem von Frauen dominierten Beruf sind Männer erfolgreicher.
Das Fernsehen bricht herein: Die Wechselbeziehung zwischen Journalisten und Politik am Tatort nahm sich auch zu Helmut Schmidts Zeiten noch vergleichsweise unkompliziert aus, obgleich der häufig über die »Medienbarriere« klagte und auf das unordentliche Völkchen gern ein bisschen mehr pädagogischen Einfluss gehabt hätte. Laut schimpfte er darüber, dass das Fernsehen zu Oberflächlichkeit verführe, für seinen Berufsstand sei es gefährlich, weil es »sympathiesüchtig« mache. Schmidt prägte das Wort vom »Staatsschauspieler«, aber darin schwang mit, dass einer, der das durchschaut, auf dem Rücken des Tigers reiten könne. Aus Brandts »Randfiguren« wurde allmählich die »Meute«, auch »Wegelagerer«. Aber noch hatte das etwas Augenblinzelndes: Klaus Bölling, Kurt Becker, Rüdiger von Wechmar und eine Heerschar von Mitarbeitern verwendeten unendlich viel Zeit darauf, die Politik zu erklären und abzusichern, ohne dass man das Gefühl hatte, Spin-Doktoren aufzusitzen. War das Selbstbetrug? Nein, man hatte es noch mit Handwerkern der Macht zu tun, nicht mit Public-Relation-Fachleuten, und es standen noch Trennwände zwischen Politikern, Journalisten, Inszenierungsprofis und Demoskopen. ... Die legendäre Performance des jungen Kanzlers Schröder, der glaubte, mit der qualmenden Cohiba zwischen den Zähnen oder den Lifestyle-Anzügen ein Image zu verfestigen, von dem er dauerhaft profitiert – Paläolithikum! Angela Merkels Wechselfrisuren und Apricotkostümierungen wirken wie nette Zitate aus jenen Lehrjahren. Leichter hat Gerhard Schröder sich den Umgang mit den Medien gewiss vorgestellt. Medien sind »Chefsache«! Wenn es, wie er glaubte, primär auf »Bild, BamS und Glotze« ankommt, dann kümmert er sich eben persönlich darum. Schließlich, dass er »kann« mit den Medien, weiß man – und das hat er bewiesen. Nur hat sich etwas entkoppelt. Es steht Kanzlern gut an, sich in der Arena der postmodernen Mediendemokratie zu tummeln. Aber es versendet sich. Dem Raum fehlt der Resonanzboden.
Die FAZ porträtiert den roten Sheriff Otto Schily und den von ihm hervorgerufenen "Klimawandel" aus konservativer Sicht (sprich: beim Aufbau des Überwachungsstaates noch zu wenig erreicht).
Auch Katrina entgeht den Hurrikan-Bloggern natürlich nicht, hier eine Linkliste. Noch mehr Links beim Instapundit.
Letzter Teil der Wahlkampfserie mit dem Check der Programme der größeren Parteien bei heise/c't aktuell, dort auch Links zur kompletten Reihe.
Befragung: Weblogs als PR-Tool. <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/medien" rel="tag">medien</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/politik" rel="tag">politik</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/mediendemokratie" rel="tag">mediendemokratie</a>
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home