Der Grand Plan von al-Qaida
--- Al-Qaida will die Weltherrschaft mit der Errichtung eines islamistischen Kalifats an sich reißen. Dies hat sich zumindest beim jordanischen Journalist Fuad Hussein in Gesprächen mit Vordenkern des Terrornetzwerkes als Strategie der Gotteskrieger herauskristallisiert, schreibt Spiegel Online in einem Artikel über die "Agenda 2020" der Dschihad-Anhänger:
"Ich habe eine Reihe von Qaida-Ideologen interviewt, um herauszufinden, wie die Zukunft des offenen Krieges zwischen al-Qaida und Washington aussehen wird", schreibt der Jordanier im Vorwort. Was er dann auf den Seiten 202 bis 213 vorlegt, ist ein Szenario, das von der Verblendung der Terroristen ebenso zeugt wie von ihrer brutalen Kompromisslosigkeit. In sieben Phasen, geht daraus hervor, hofft das Terrornetzwerk ein islamisches Kalifat zu errichten, welches zu bekämpfen die westliche Welt dann zu schwach sein wird. ... Die Vorstellung, al-Qaida könnte in 15 Jahren ein die gesamte islamische Welt umfassendes Kalifat errichten, ist absurd. In dem 20-Jahre-Plan spielen religiös begründete Vorstellungen eine überragende Rolle; mit der Wirklichkeit haben insbesondere die Phasen 4 - 7 kaum noch etwas zu tun. Einfach vom Tisch wischen sollte man die Erkenntnisse Husseins aber auch nicht. Einige Schritte, die in der Agenda zusammengetragen wurden, sind plausibel. Dass Syrien in den Blickpunkt der Mudschahidin gerät, gilt unter einigen Experten als wahrscheinlich. "Schließt die Reihen, konzentriert euch auf die Rekrutierung, gründet Zellen!", heißt es etwa in einem Aufruf "an die Mudschahidin in Syrien", der Anfang August auf einer Internetseite verbreitet wurde. ... Die Vorstellung, al-Qaida würde sich gegenwärtig immer mehr zu einer Bewegung entwickeln und für junge, frustrierte Männer an Attraktivität gewinnen, ist ebenfalls nicht aus der Luft gegriffen. Das Netzwerk steckt viel Aufwand in seine Propaganda - offenbar, wie man nun mit etwas mehr Gewissheit vermuten darf, in der Absicht, seine Basis zu erweitern. Interessanterweise finden Großanschläge gegen den Westen in den Antworten an Fuad Hussein keine Erwähnung. Wegdenken darf man sie sich deswegen wohl kaum - sie gelten für al-Qaida aber anscheinend eher als Begleitung ihrer Aktivitäten auf dem Weg zur Errichtung des Kalifats. Anschläge wie in New York, Madrid und London wären demnach nicht der Grund, aus dem al-Qaida sich gebildet hat, sondern Mittel zum Zweck - Etappenziele auf dem Weg zur totalen Verunsicherung des Westens. Al-Qaida ist heute schwieriger einzuschätzen als je zuvor: Die Organisation ist in Filialen und lose angebundene Zellen zerfallen, verwandte Organisationen gehen in ihr auf, Menschen, die vorher mit al-Qaida kaum etwas zu tun hatten, führen in ihrem Namen Anschläge durch. Von der "Zentrale" ausgesandte Direktiven sind nicht mehr vorstellbar, weil die Führung um Osama Bin Laden vor allem mit Überleben beschäftigt ist. Zugleich wird die Trennung zwischen Kadern und Sympathisanten immer unschärfer. Es ist leicht, auf Desinformation hereinzufallen - auch auf diesem Gebiet tut sich al-Qaida hervor. Das von Hussein entworfene Szenario ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Seine Studie sollte man deshalb als das lesen, was sie in Wahrheit ist: ein Versuch, sich in die Gedankenwelten der Qaida-Terroristen hineinzuversetzen und aus diesen Vorstellungen ein Puzzle zusammenzusetzen, das Auskunft darüber gibt, was das Terrornetzwerk will und auf dem Weg dahin für nötig hält.Der "Kampf der Kulturen" wird wohl auf jeden Fall noch eine ganze Weile weitergehen und sich verschärfen. Trotzdem mehr als einfallslos, dass Schröder bei seinem x-ten Wahlkampfauftakt nur mal wieder Bush-Bashing betreibt und dabei allein Irak mit Iran austauscht. Für wie dumm hält der die Wähler denn? An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Spindoktor zum "Mitarbeiter des Monats" des Medienphänomens und Bundteskanzlers Gerhardt Schröder gekürt wurde.
Hannah Arendt Revisited: Überwachung und totalitäre Propaganda: Ihr Ziel habe die totalitäre Propaganda nicht erreicht, sagt Arendt, "wenn sie überzeugt, sondern wenn sie organisiert: 'Sie ist die Kunst der Machtbildung ohne den Besitz der Machtmittel'". Wenn ein öffentlicher Diskurs wie der über Sicherheit zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Präsenz in den Medien erreicht hat, beginnt er sich selbst am Leben zu erhalten und an Macht zu gewinnen. Diese sich selbst erhaltende (autopoietische) Stufe der Produktion und Präsenz eines Diskurses richtet immer mehr Ereignisse und Aufmerksamkeiten auf die Sicherheitsperspektive aus. Gelingt das Anzapfen und Ausrichten der Aufmerksamkeiten, beginnt die der totalitären Propaganda inhärente "Kraft" zu wirken, von der Arendt sagt, dass sie die Menschen, die mit jedem neuen Unglücksschlag leichtgläubiger würden, "imaginär von der wirklichen Welt abzuschließen" beginne.
Passend dazu: Der Ober-Neokonservative William Kristol fordert im Weekly Standard, dass Bush seinen getreuen Rumsfeld in die Wüste schicken soll, weil der nicht mehr so richtig am "Krieg gegen den Terror" und an den Träumen vom Aufbau des westlichen Musterdemokratielandes Irak festhält.
Neue 9-11-Einblicke: Vast Archive Yields New View of 9/11. Faced with a court order and unyielding demands from the families of victims, the city of New York yesterday opened part of its archive of records from Sept. 11, releasing a digital avalanche of oral histories, dispatchers' tapes and phone logs so vast that they took up 23 compact discs.
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