2005-09-02

Das "Testament" der London-Bomber

--- Al Dschasira hat ein Video veröffentlicht, in dem einer der London-Bomber seine Beweggründe für das Attentat vom 7. Juli kund tut:
London bomber Muhammad Sadiq Khan, a 30-year-old British national from West Yorkshire, said responsibility for the attacks on European and US cities fell squarely on the shoulders of the West. He explained the West was backing governments that were carrying out crimes against humanity. "Your [the West's] democratically elected governments continue to perpetuate atrocities against my people all over the world. "Your support for them makes you directly responsible ... until we feel security, you will be our targets. Until you stop the bombing, gassing, imprisonment and torture of my people, we will not stop."
Laut Spiegel Online zeigt die Aufnahme, wie tief die Kluft zwischen den Kulturen bereits ist:
Schon der Anfang der Videoaufzeichnung dokumentiert in aller Klarheit: Für Mohammed Sidique Khan, den 30-jährigen mutmaßlichen Anführer der Selbstmordattentäter von London, lohnt nicht einmal mehr der Dialog mit der westlichen Gesellschaft, in der er selbst aufwuchs: "Worte richten bei euch nichts aus", sagt der junge Mann darin, auf dem Boden hockend vor einer mit Teppichen verhängten Wand. "Darum werde ich mit euch in einer Sprache sprechen, die ihr versteht. Unsere Worte sind tot, bis wir ihnen mit Blut Leben einhauchen." ... Zusammen mit Khans Botschaft ging al-Dschasira auch eine Videobotschaft von Aiman al-Sawahiri zu, der Nummer Zwei des Terrornetzwerks al-Qaida. Darin preist der Ägypter den Anschlag von London und kündigt weitere Terrorakte im Westen an. Es handelt sich um das erste direkte Bekenntnis al-Qaidas zu den Londoner Bomben. ... Sadiq Khan beispielsweise war Assistenzlehrer. Doch in seiner Abschiedsbotschaft lässt er keinen Zweifel daran, dass er sich in Wahrheit als Fremdkörper empfand, als Feind im Feindesland: "Wir sind im Krieg", sagt er an einer Stelle, "und ich bin ein Soldat." Dass er seine Botschaft in deutlich regional gefärbtem, britischen Akzent verliest, macht dieses Dokument einer hasserfüllten Entfremdung besonders eindringlich. ... Den "geliebten" Qaida-Chef Osama Bin Laden, dessen Stellvertreter Aiman al-Sawahiri und den Qaida-Statthalter im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, nennt Sidique Khan ausdrücklich, offenbar um auf Quellen seiner Inspiration hinzuweisen. Das Video liefert damit weitere Indizien dafür, dass sich die Attentäter von London aus eigenem Antrieb al-Qaida angeschlossen haben könnten und nicht unbedingt rekrutiert wurden.
Und sonst: In New Orleans ist die Lage eskaliert: Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, steht der Situation offenbar hilflos gegenüber. Er sandte einen «verzweifelten SOS-Ruf» aus, diesen Leuten zu helfen. Nagin hat der Bush-Regierung vorgeworfen, sich über das Ausmass der Katastrophe an der Golfküste gar nicht im Klaren zu sein. «Die haben keinen blassen Schimmer, was da unten abgeht», sagte Nagin dem Rundfunksender WWL-AM. «Ich bin stocksauer.» Er habe Bush jüngst gesagt, dass «wir eine unglaubliche Krise hier haben», und dass sein Überflug mit der Präsidentenmaschine Air Force One der Sache nicht gerecht werde. ... Scharfe Kritik wird auch laut an den Versäumnissen in der Vergangenheit. So sollen Mittel für den Hochwasserschutz massiv gekürzt worden sein, obwohl in einem Bericht von 2001 ein Hurrikan über New Orleans als eines der drei wahrscheinlichsten Desaster für die USA bezeichnet worden war. Laut einem ehemaligen Mitarbeiter der Clinton-Administration sei das Geld für vorsorgliche Massnahmen aber in den Irak-Krieg geflossen. Dazu auch bei lautgeben.de: Who cares about the Flut-Opfers? Die Sache mit den Pressemitteilungen und den Mitteilungen der Presse. Eine kleine Chronologie einer publizistischen Attacke.

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