2005-10-06

PsyOp-Kampagnen made in Britain

--- Psychologischer Großangriff auf die "Herzen und Köpfe": Militärische und geheimdienstliche Propagandastrategien werden anscheinend immer weiter salonfähig auch im normalen Werbegeschäft, denn: Ein privates britisches Unternehmen bietet Regierungen und Militärs effiziente PsyOp-Methoden an, Gegner, Öffentlichkeit und Bürger des eigenen Landes zu manipulieren:
Auf der letzten Messe für Militärtechnologie in London, der Defense Systems & Equipment International 2005, trat erstmals eine Firma auf die Bühne, die strategische Kommunikation als Dienstleistung im Rahmen von Kriegen und von Konflikten aller Art sowie als Katastrophenbewältigung und Wählermanipulation anbot. In der Selbstdarstellung ist Strategic Communication Laboratories Ltd., geleitet vom ehemaligen britischen Verteidigungsminister Sir Geoffrey Pattie, allerdings stark den üblichen Werbestrategien verhaftet, obgleich man sich eben von allen anderen Werbeagenturen mit dem vorgeblichen Alleinstellungsversprechen absetzen will, dass man sich nicht wie diese auf irrationale "Kreativität", sondern auf "geprüfte wissenschaftliche Methoden" stütze. ... Während Werbung sich nur darum bemühe, die Einstellung der Menschen zu ändern und deren Aufmerksamkeit auf ein Produkt zu erhöhen, sei die von SCL angebotene strategische Kommunikation sehr viel effizienter. Sie werde nicht daran gemessen, ob ein Branding besser als das andere ist, sondern strikt nach "Ergebnissen", wozu beispielsweise das Verhalten bei Wahlen oder das Sich-Ergeben von Truppen gehöre. Wichtig sei strategische Kommunikation vor allem "in der Politik, bei militärischen Operationen und humanitären Programmen, wo die Ergebnisse oft aus dem Unterschied zwischen Leben und Tod bestehen". Besonders bescheiden ist mal also nicht. Vielleicht hätten Blair und Bush SCL besser auch im Irak eingesetzt, wo die betriebene strategische Kommunikation ebenso wenig wie in den USA oder Großbritannien besonders erfolgreich war. Und wer eine wirkliche Verschwörung in die Tat umsetzen will und über das entsprechende Geld verfügt, sollte bei SCL wohl auch gut aufgehoben sein.
Und sonst: Die strategische Kommunikationskampagne "Du bist Deutschland" entpuppt sich derweil zumindest in punkto Logo als wenig kreativ, erinnert es doch frappierend an das Signet von Olympia 1992 in Barcelona: Du bist geklaut.

Kräftiger Werbe- und PR-Aufwand der US-Armee: Der jüngste PR-Vorstoß der Armee zielt nicht mehr nur auf die potentiellen Rekruten selbst, meist noch picklige Teenager und in der High School - sondern insbesondere auf deren Babyboom-Eltern. "Beeinflusser" heißen die im Jargon der Kriegswerber, und sie sind nach Überzeugung des Pentagons diejenigen, die den Kids den Waffengang zuerst ausreden.

Spys are everywhere: Spionageverdacht im Weißen Haus: Ein früherer US-Elitesoldat und Mitarbeiter der Vizepräsidenten Dick Cheney und Al Gore soll fast drei Jahre lang geheime Dokumente von Computern heruntergeladen und weitergeleitet haben. Mehr dazu in der Washington Post.

Schily auf der Aussagebank: Die Affäre um die "Cicero"-Ermittlungen wird zum politischen Vorgang. Nach massiver Kritik soll Innenminister Otto Schily kommende Woche vom Innenausschuss befragt werden. Auf seine Parteifreunde kann der Minister dabei nicht mehr zählen. Mehr dazu in der Netzeitung.

Du bist die Medien: Kurzbericht von der "We Media"-Konferenz in New York: While folks like Dan Gillmor and Chris Willis (who were on the conference program) can be counted on as articulate advocates for a media world where traditional journalism and citizen reporting co-exist and complement each other, I was impressed to hear Richard Sambrook of BBC News and Tom Curley, president of the Associated Press, tout pretty much the same line (though not quite as forcefully as Gillmor and Willis). Konferenzwebsite hier.

Das Image der New York Times sinkt (nicht nur, aber auch wegen dem Fall Miller), Jay Rosen von PressThink zumindest sieht inzwischen in der Washington Post das Schlachtschiff des "Qualitätsjournalismus" in den USA.

Iran im Irak: Großbritannien wirft Iran Unterstützung irakischer Rebellen vor.

Bauernopfer des Abu-Ghraib-Folterskandals zuckt noch etwas: US-Soldatin England beschuldigt Vorgesetzte.

Wo steckt Karl Rove? Der Ober-Spindoktor im Weißen Haus ist momentan merkwürdig absent, wo gleichzeitig erste Anklagen in der CIA-Plame-Enttarnungsaffäre anstehen.

Bushs neue Personalentsscheidung beim Supreme Court bringt ihm Ärger von allen Seiten ein: Die Berufung der Verfassungsrichterin Harriet Miers ist auch unter den Konservativen umstritten. Viele halten sie für ein Zeichen von Schwäche.

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