2005-11-19

Irans bombige PR-Offensive

--- Der Iran geht neue Wege in der Public Diplomacy mit einer PR-Anzeige in den USA rund um sein Atombombenprogramm:
Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme hat der Iran seine Atompolitik verteidigt. In einer ganzseitigen Anzeige in der Tageszeitung "New York Times" erklärte das Land den Amerikanern, warum es nicht nach der Bombe strebe.Die USA und ihre europäischen Verbündeten - darunter auch Deutschland - schüfen eine "unnötige Krise", hieß es am Freitag in der Anzeige. Darin betont die islamische Republik, ihr Atomprogramm diene nur friedlichen Zwecken. "Tatsächlich ist die vorherrschende Meinung unter den Entscheidungsträgern im Iran, dass die Entwicklung, die Aneignung oder der Besitz von Atomwaffen die Sicherheit des Iran nur gefährden würde", hieß es. Der Iran habe die Umwandlung von Uran wieder aufgenommen, weil die EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien unter dem Druck der USA Vereinbarungen gebrochen hätten. Insbesondere die USA werfen dem Iran vor, nach Atomwaffen zu streben. Der Iran hat dies zurückgewiesen. Gespräche über das Atomprogramm des Landes waren unterbrochen worden, nachdem der Iran im August entgegen einer Zusage vom November 2004 die Uran-Konversion wieder aufgenommen hatte. Am Donnerstag berät die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA). Sie könnte den Fall an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (Uno) verweisen, der Sanktionen beschließen könnte. In der Anzeige, die nach den Tarifen der "New York Times" bis zu 168.000 $ gekostet haben dürfte, verteidigte der Iran zudem die Geheimhaltung seines Atomprogramms.
Ein wenig seltsam ist das Ganze ja schon, nachdem sich die Mullahs in letzter Zeit ja kräftig als kommende Atommacht in Szene setzen wollten.

Und sonst: Angesichts des Unmuts der Jordanier über die Anschläge ihres Landsmannes al-Sarkawi in Amman sieht sich dieser ebenfalls zu einer schrägen PR-und Image-Offensive gezwungen: Sarkawi kämpft gegen Sympathieverlust in Jordanien. Abu Musab al-Sarkawi, Anführer der irakischen al-Qaida und Drahtzieher der Terroranschläge von Amman, hat mit einer Rede auf Proteste der Jordanier gegen den Terror reagiert: Die unschuldigen Opfer seien ein Versehen. Zugleich drohte er mit der Ermordung des jordanischen Königs. .... Etwa zehn Prozent der Selbstmordattentäter, die sich unter Sarkawis Kommando im Irak in die Luft gesprengt haben, stammen aus Jordanien - das deutet darauf hin, dass der Mann in seiner Heimat durchaus Unterstützer hat. Allerdings scheint ein Teil der schweigenden Sympathisanten nach den Anschlägen der letzten Woche die Seiten gewechselt zu haben, zu Zehntausenden gingen die Jordanier erst heute wieder auf die Straße, um gegen Sarkawi zu demonstrieren. "Sarkawi, du Tier, verschwinde von hier!", hatten sie schon in der vergangenen Woche skandiert.

Irak-Rückzug: Eine schräge Nummer wird auch in der Irak-Debatte in den USA gespielt: Gerade haben die Republikaner im Senat durchgesetzt, dass es keine Heimholungsaktion der US-Soldaten geben soll, da schlägt der Irak-Kommandierende, General George Casey, eine ebensolche schon gleich wieder vor.

CIA-Plame-Affäre: "Enthüllungsreporter" Bob Woodwards gerät nach seinen jüngsten Offenbarungen nun auch in den Blick von Sonderemittler Fitzgerald.

News auch wieder von der deutschen Geheimdienst-Affäre: BND-Skandal: Linksfraktion stellt Strafanzeigen. Im Skandals um die Bespitzelung von Journalisten durch den BND macht die Opposition Druck: Die Grünen wollen das Thema im Innenausschuss behandeln, die Linkspartei die Staatsanwaltschaft einschalten.

Schilys Kampf gegen den "Geheimnisverrat": Ermittlungen gegen Mitarbeiter unter Schily. Wegen Geheimnisverrats hat das Bundesinnenministerium seit 2002 in mindestens 15 Fällen gegen Mitarbeiter ermitteln lassen. Dies sei eine "überraschend hohe Zahl", sagte die FDP-Rechtpolitikerin Leutheusser-Schnarrenberger.

Citizen Journalism: Die schwedische Onlinezeitung Dagbladet.no will Blog-Kommentare und Nachrichtenredaktion integrieren.

Lobby-K(r)ampf: LobbyControl wird zum Verein, um sich "noch intensiver und aktiver mit dem Lobbyismus in Deutschland und Brüssel beschäftigen zu können."

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