2006-01-20

Iran, Chirac und die Atomwaffen-Drohung

--- Die Rhetorik in der Iran-Krise wird immer schärfer und die Medien kommen gar nicht mehr mit bei der Verfolgung der Zuspitzung. Mitauslöser war zum einen Frankreichs Staatschef Jacques Chirac, der Terrorangriffe auf sein Land mit dem Einsatz von Atombomben vergelten will. Gleichzeitig kritisierte er "die Versuchung gewisser Staaten, sich unter Bruch der Verträge mit Atomwaffen auszustatten". Natürlich musste die Welt davon ausgehen, dass er mit beiden Bemerkungen auf Iran abzielte. Nach heftigen Protesten aus aller Welt und angesichts eines interfraktionell empörten Bundestags rudert Paris jetzt ein wenig zurück: eine Verbindung der Drohung mit dem iranischen Atomprogramm soll es angeblich gar nicht geben. Udo Steinbach, Direktor des Deutschen Orient-Institutes, verbreitet derweil die These, dass Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad aus religiösem Eifer heraus "die Welt in einen chaotischen Zustand stürzen will." Ahmadinedschad hat sich derweil mal wieder dafür ausgesprochen, die Juden aus Israel nach Europa abzuschieben. Die Führer des "auserwählten Volks" bezichtigen ihn daher, hinter einem neuen Selbstmordattentat in Tel Aviv zu stehen. Da schaukelt sich ja gewaltig was hoch. Der momentan gebeutelte BND meldet sich derweil mit einer überraschenden Klarstellung zu Wort:
Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND widerpsrach in diesem Zusammenhang einem Pressebericht, wonach der Iran laut BND-Einschätzung nur noch wenige Monate vom Bau einer Atombombe entfernt ist. Weder BND-Präsident Ernst Uhrlau noch andere Vertreter des Dienstes hätten dies erklärt, teile der Nachrichtendienst am Donnerstag in Berlin mit.
Überhaupt gibt es nach wie vor und immer wieder neue Zweifel daran, ob Irans Atomprogramm überhaupt gegenwärtig dem Westen gefährlich werden könnte. Aber das ist in der aufgezeizten Atmosphäre ja fast schon belanglos. Ein Krieg gegen den Iran ist gleichzeitig auch keine echte Option.

<a href="http://del.icio.us/esmaggbe/iran" rel="tag">iran</a>