2006-02-08

Medienkampagne für besseres Islam-Image

--- Passend zum andauernden Streit um die Mohammed-Karikaturen: Islamische Staaten wollen von den USA lernen und mehr in Eigen-PR investieren:
Die Informationsminister der arabischen Staaten haben am Samstag in Kairo beschlossen, eine Medienkampagne zu starten, «um das schlechte Image des Islam gerade zu rücken». Die Minister, die sich bei der Arabischen Liga versammelt hatten, erklärten, die arabischen Regierungen wollten zu diesem Zweck 22,5 Millionen US-Dollar bereitstellen. Die Minister beschlossen außerdem, sich in der Frage der zuerst in einer dänischen Zeitung und dann in anderen europäischen Medien veröffentlichten Mohammed-Karikaturen an die Vereinten Nationen zu wenden. Die Uno solle einen Beschluss fassen, der «beleidigende Angriffe gegen religiöse Überzeugungen» verbiete. Der Generalsekretär der Liga, Amre Mussa, betonte, in dieser Frage sei ein gemeinsames Vorgehen der arabischen Staaten notwendig.
PR ist aber auch nicht alles, zumindest fragen sich in den USA gerade mal wieder einige Medienbeobachter, was eigentlich mit der wieder eingestellten Verkaufsexpertin der US-Regierung, Karen Hughes, angesichts des viel beschworenen Kampfs der Kulturen los ist: Remember Karen Hughes and Laura Bush's efforts to lower the levels of anti-Americanism in the Arab world? They're not working.

Die EU-Kommission hat es ja gerade auch versucht, mit Hilfe verbesserter "Kommunikation" alias PR und Spindoctoring den "Weg in die Köpfe und Herzen der Menschen" zu finden. Das hörte sich wirklich wie eine Drohung an: „Kommunikation ist zuallererst eine Frage der Demokratie. Die Menschen haben ein Recht darauf, zu erfahren, was die EU tut und wofür sie steht“, sagte die für Kommunikationsstrategien zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission Margot Wallström. Die Kommunikation über Europa sei nicht nur eine Brüsseler Angelegenheit. „Die Europäische Union hat sich als politisches Projekt entwickelt, jedoch noch nicht Eingang in die Herzen und Köpfe der Menschen gefunden. Mit dem Weißbuch reagiert die Kommission auf diese Herausforderung und schafft die Grundlage für eine Kommunikationspolitik der Europäischen Kommission“, so die Kommissarin. Die Schelte kam postwendend, etwa von den Grünen im EU-Parlament in Person von Helga Trüpel, Vize-Präsidentin des Kulturausschusses: "Die Kommission glaubt, es reiche aus, besser über Europa zu kommunizieren, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU-Institutionen und das Gemeinschaftsprojekt wiederzugewinnen. ... Das Weißbuch enthält leider keine selbstkritische Analyse verfehlter Kommunikationspolitik der Kommission. Europa steht auch in der Kritik, weil immer wieder zweifelhafte Regulierungen vorgeschlagen wurden. Das Port Package 2, Softwarepatente und auch die Diskussionen um die Schwerpunkte der Dienstleistungsrichtlinie sind dafür Beispiele. ... Abgesehen von den verlockenden Formeln über Dezentralisierung, Mitbestimmung, Kultur usw. findet man in diesem Dokument an Konkretem nur komplementäre Vorschläge wie die Gründung europäischer Professoren-Lehrstühle oder den Rückgriff auf das Allheilmittel Informationstechnologien. Neue Websites werden aber das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Europa nicht verbessern. Was wir wirklich brauchen, ist ein Dialog zwischen der Kommission wie auch den nationalen Regierungen mit den Menschen vor Ort. Generell ist der Manipulationsverdacht nicht unangebracht. Wohin die ganze aufgeblähte Propaganda-Maschinerie führen kann, beweist mal wieder der US-Auslandsgeheimdienst in der Auseinandersetzung um Irans Atomstreben: CIA lanciert zweifelhafte Beweise gegen Iran. Ein Bericht des ARD-Magazins "Report Mainz" wirft ein neues Licht auf den Atomstreit mit Iran. Ein Glied in der Indizienkette der US-Regierung gegen Teherans Atomprogramm ist ein iranisches Laptop, der Daten für den Bau eines Atomsprengkopfes enthalten soll. Doch ein US-Atomwaffenexperte fand in den Computerdokumenten keinerlei Beweise dafür.

Die Forderungen nach mehr Besonnenheit im Karikaturen-Streit werden derweil zum Glück auch lauter: Die von den Protesten gegen Mohammed-Karikaturen betroffenen Länder sind um Schadensbegrenzung bemüht. Die Arabische Liga rief zum Dialog auf; und die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" erwägt eine gemeinsame Erklärung mit Imamen. Auch der deutsche Rat der Muslime zeigt sich eher versöhlich: Satirestreit ist Problem aller. Der neue Zentralratsvorsitzende der Muslime in Deutschland sieht den Streit um die Mohammed-Karikaturen nicht als Problem des Islam. Es gehe um dem Umgang mit Religionen insgesamt.

Derweil nutzt mal wieder ein Trittbrettfahrer die Auseinandersetzung: Putin: Pressefreiheit nicht grenzenlos. Die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Europa sei eine "unzulässige Provokation", meint der russische Präsident Putin, der auch noch mit dem Vorhaben, Terroristen wie Ratten vernichten zu wollen, durch die Medien geistert und nun für Grenzen der Pressefreiheit plädierte. Zuvor hatte auch der Europarat den Abdruck der Cartoons aufgrund der Verletzung "ethischer Normen" verurteilt. Eine iranische Zeitung bereitet derweil einen Gegenschlag vor -- da kann man ja wirklich gespannt sein, was die Mullah-Karikaturisten (gibt es davon überhaupt welche?) so drauf haben.

Nachzutragen ansonsten noch die griechische Abhör-Affäre: Hellasgate. Abhörskandal in Griechenland: Wer war der Lauscher im Mobilfunknetz? Schuldzuweisung bei den beteiligten Mobilfunk-Unternehmen geht derweil hin und her.

<a href="http://del.icio.us/esmaggbe/PR" rel="tag">PR</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/medien" rel="tag">medien</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/propaganda" rel="tag">propaganda</a>

1 Comments:

At 9:18 PM, Anonymous Anonym said...

Manueller Trackback:

[...]Wie u.a. das Handelsblatt oder DiePresse berichten, planen die arabischen Staaten jetzt eine Imagekampagne für den Islam.

Wie jetzt? Ich dachte diese Kampagne läuft schon seit einer Woche auf Hochtouren?[...]

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home