BND-Affäre: Regierung spottet über Berlin-Washington-Connection
--- Die Auseinandersetzung um die BND-Affäre bzw. die unheilige Berlin-Washington-Connection während der Hochzeit des Irak-Kriegs treibt weitere Blüten: Das Kanzleramt übt sich jedenfalls in voller Vorwärtsverteidigung und macht sich über die Recherchen der New York Times lustig. Die konservative Morgenpost/Welt titelt heute: BND-Affäre wird zur Lachnummer und schreibt zum Thema:
Glaubt man der New York Times (NYT), wurde der Verteidigungsplan Bagdads von deutschen Agenten im Irak beschafft und dann an die Amerikaner weitergereicht. Die Bundesregierung hat diese Darstellung kategorisch als "falsch" bezeichnet. Beim Anblick der - recht übersichtlichen - Skizze habe er sich "an den Elementarbereich" erinnert gefühlt, erklärte Regierungssprecher Thomas Steg. "Punkt, Punkt, Komma, Strich. Fertig ist das Mondgesicht." Ein Heiterkeitserfolg war ihm sicher. Offenkundig hat sich jetzt regierungs-intern die Auffassung durchgesetzt, daß die Veröffentlichungen in der NYT Berlin nicht nachhaltig in Verlegenheit bringen. Außerdem scheint sich die Bundesregierung sicher zu sein, daß ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß inmitten von allerlei Spekulationen stecken bleiben würde, sollte er überhaupt eingesetzt werden. Daran ändert auch die NYT nichts, die zuletzt den weithin bekannten Umstand als "Enthüllung" verkaufte, daß ein BND-Agent dem US-Kommando in Qatar als Ansprechpartner gedient hat. Selbst die FDP fordert nun keinen U-Ausschuß mehr.Zuvor hatte die Times mit folgendem Artikel noch einmal nachgelegt:
Starting in early 2003 and lasting through the American military invasion of Iraq, a German intelligence officer stationed in the office of Gen. Tommy R. Franks, the American commander of the invasion, passed on to the United States information being gathered in Baghdad by two German intelligence officers operating there, a classified German review has found. The German liaison officer made 25 reports to the Americans, answering 18 of 33 specific requests for information made by the United States during the first few months of the Iraq war in what was a systematic exchange between American intelligence officials and the Germans, according to the German report. The decision to install the officer was planned and approved at the highest levels of the German government, including by Frank-Walter Steinmeier, the chief of staff for Gerhard Schröder, then the chancellor, and by the foreign minister at the time, Joschka Fischer. Mr. Steinmeier is now the foreign minister. This exchange of intelligence information is described in a classified report prepared by a committee of the German Parliament that held closed-door hearings on the role of German intelligence during the Iraq war over the past few weeks. The German government was a vocal critic of the Bush administration's decision to use military force to topple Saddam Hussein and has long insisted that it provided only limited help to the United States-led coalition. But in recent months, news reports of greater German involvement prompted the parliamentary review, which indicates that German-American cooperation during the war was continuing, systematic and regular. A public version of the parliamentary committee's report was released but much was left out, including the existence of a German officer in General Franks's office. Reached by phone Wednesday, the deputy spokesman of the German government, Thomas Steg, said: "I don't know the classified version. I only know the public version, so I'm not able to give any comment."Vielleicht sollte der Regierungssprecher sich das vollständige Papier doch einfach mal besorgen und die Zeit zum Lesen nehmen? Angesichts des ganzen Spindoktoring scheint ein Untersuchungsausschuss jedenfalls mehr denn je erforderlich.
Update: Einen ausführlichen Bericht zum Thema gibts inzwischen auch in Telepolis, dort wird auch auf PsyOps-Aspekte im Irak-Krieg näher eingegangen: Der Kriegsverlauf im Irak. Der Fall von Bagdad und die Rolle des BND. Die WAMS spekulierte gestern derweil über "gezielte Indiskretionen", mit denen "Washington den Einfluß Berlins in Nahost vermindern" wolle: Anschlag auf Deutschlands Sonderrolle. Und Spiegel Online philosophiert über die
Update 2: Untersuchungsausschuss wird nach gemeinsamer Linie der Opposition sehr wahrscheinlich, aber was er tatsächlich bringen würde, steht natürlich auf einem anderen Blatt. <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/geheimdienste" rel="tag">geheimdienste</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/irak" rel="tag">irak</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/bundesregierung" rel="tag">bundesregierung</a>
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