US-Propaganda: Al-Sarkawi ist ein Poser

Die Antwort der US-Armee folgte prompt: Bei einer Razzia im Irak, verkündete sie gestern, habe man das ungeschnittene Rohmaterial des Films von Sarkawi gefunden. General Rick Lynch führte Journalisten Auszüge vor, die geeignet waren, das Rambo-Image des "Schlächters von Bagdad" anzukratzen: Da sieht man zum Beispiel, dass Sarkawi die Schießorgie nicht im ersten Anlauf gelang. Nur einzelne Schüsse kommen aus seinem MG, ein Kampfgefährte muss den Hebel umstellen, bevor der Topterrorist, wie gewünscht, automatisch losballern kann. Auf diese Veröffentlichungen, die heute auch den Weg ins dschihadistische Internet fanden, beziehen sich Äußerungen der Sympathisanten. Die US-Armee, vertreten durch General Lynch, versuchte naturgemäß, das meiste aus den beschlagnahmten "Cut-Outs" zu machen: Nicht nur, dass er nicht schießen könne, zudem trage der Qaida-Terrorist auch noch weiße Tennisschuhe zur schwarzen Kampfmontur, betonte der General mehrmals. Und auch die "vertrauten Top-Berater" verstünden offensichtlich ebenfalls nicht allzu viel von Waffen: Einer von ihnen fasse an die noch heiße Mündung des MG und ziehe erschrocken die Finger zurück. Al-Qaida, ein Haufen von Trotteln? Abu Tolpatsch al-Sarkawi? Die US-Armee versucht seit Wochen, der gut funktionierenden Propaganda der Terroristen etwas entgegen zu setzen. So heißt es immer wieder aus ihrem Umfeld, die Rolle der Jordaniers werde überbewertet. Das hat Methode.Ob es sich wirklich um "Originalmaterial" handelt, das dem US-Militär da "in die Hände fiel", oder um reines gefälschtes"schwarzes" Propagandamaterial, wird sich wohl nicht so leicht klären lassen. Das Pentagon hat jedenfalls eine Pressemitteilung zu dem "Fund" veröffentlicht (neben einer Meldung, dass die Terroristen das Internet so geschickt nutzen) - und das Video in zwei Teilen (MPEG-Dateien) auf seiner Seite "Operation Iraqi Freedom" veröffentlicht. Eine ausführliche Geschichte dazu hat auch die New York Times gebracht: In an effort to turn Mr. Zarqawi's own propaganda against him by mocking him as an uninspiring poseur, the American military released the selected outtakes at a news briefing in Baghdad. A senior military spokesman said that American troops had discovered the tape among a trove of information captured last month in Yusufiya, a town just south of Baghdad regarded as sympathetic to the insurgency. Die Irak-Krieg-Bilanz wird dadurch natürlich auch nicht besser. Und die Propagandaschlacht der Söldnerfirma Blackwater an der Heimatfront wird auch nicht einfacher.
Und sonst: CIA-Direktor Porter Goss ist überraschend an einem Freitagnachmittag abgetreten, Ex-NSA-Chef Michael Hayden (der mit Echelon und dem nicht von Richtern angeordneten Lauschangriffen auch auf die US-Bürger) soll ihm wohl folgen. Blogger fragen nach den Hintergründen. Vielen scheint es offensichtlich, dass ein Skandal um Bordellbesuche republikanischer Lobbyisten, in den Goss verwickelt sein soll, eine wichtige Rolle gespielt hat. Aber laut Time ist die CIA unter der kurzen Führungszeit Goss' endgültig in die schiere Bedeutungslosigkeit zurückgefallen - wo es doch eigentlich an der Terrorabwehrfront reichlich zu tun geben sollte angesichts der sonstigen politischen und technischen Kontroll- und Überwachungsbestrebungen der US-Regierung.
Neben der EU bemühen sich auch die Amis um eine Beschränkung der Macht der Lobbykraken, aber das kann man wohl getrost als symbolische Politik bezeichnen - ähnlich wie in der EU.
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Krieg der Sterne und SDI revisited: USA planen Laserwaffe gegen Satelliten. Mit einer bodengestützten Laserkanone will die US-Regierung feindliche Satelliten zerstören. Offenbar wird bereits an der neuen Waffe geforscht. Siehe auch: Wie ein Forschungsprojekt des Pentagon zeigt, wird die Entwicklung von Waffensystemen für den Weltraum weiter verfolgt -- sicher nicht nur von den USA.
Medienautorität: Falsche Freunde. Medienstudie: Welcher Nachrichtenquelle vertraut man am meisten?
Der Streit um die Mohammed-Karikaturen hat ein Nachspiel in Berlin: Pakistaner stirbt in Berliner Untersuchungshaft. Ein Pakistaner Student hat sich in einem Berliner Gefängnis erhängt. Er war verhaftet worden, weil er wegen der Mohammed- Karikaturen den Chefredakteur der "Welt" angreifen wollte. Pakistan verlangt jetzt Aufklärung des Falls. <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/terror" rel="tag">terror</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/propaganda" rel="tag">propaganda</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/pentagon" rel="tag">pentagon</a>
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