"Netroots" sind wieder da: Lamont schlägt Lieberman
--- Politik-Neuling siegt über altgedienten US-Senator da müssen doch die "Netroots" mal wieder im Spiel sein?:
Im US-Bundesstaat Connecticut konnte sich am Dienstag bei den Vorwahlen für den Senatsanwärter der Demokraten mit Ned Lamont überraschend ein politisch unbeleckter, stark auf das Internet setzender Multimillionär gegen den Amtsinhaber Joe Lieberman durchsetzen. Der gegenwärtige US-Senator, der es vor sechs Jahren an der Seite Al Gores beinahe zum Vizepräsidenten der USA gebracht hätte, unterlag dem Neueinsteiger mit 48 zu 52 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag an dem heißen Sommertag bei 50 Prozent und damit deutlich höher als bei vergleichbaren Vorabstimmungen. Kommentatoren in den Online-Medien und der traditionellen Presse jenseits des Atlantiks sprechen nun allenthalben von einem Sieg der "Netroots", da Lamonts erst im März gestartete Kampagne gegen den alteingesessenen Profi ihre Wurzeln im Internet hatte und auf Blogger sowie Netzwerke von Online-Aktivisten setzte. Mit Howard Dean war 2004 schon einmal ein Demokrat durch seine "Netzwurzeln" groß geworden. Der Vermonter Internist musste sich aber in den Vorwahlen John F. Kerry geschlagen geben, der statt seiner – letztlich vergeblich – als Präsidentschaftsanwärter gegen den Republikaner George W. Bush antrat. Die Höhenflüge der netzgetriebenen Politik schienen damit vorerst beendet. Der im TV-Kabelgeschäft reich gewordene Lamont setzte nun aber auf ähnliche Hilfsmittel im Online-Wahlkampf wie Dean. Von Anfang an gab er die Parole aus, dass er nur mit mindestens 10.000 Unterstützungszusagen von Surfern antreten würde. Dann sammelte er über seine Website Spenden ein und verdoppelte die eingehenden Dollars kurzerhand aus eigener Tasche. Nicht fehlen durfte zudem ein offizielles Wahlkampf-Blog. Darüber hinaus konnte Lamont Schwergewichte der politischen US-Bloggerszene wie das Team um Markos Moulitsas Zúniga von Daily Kos oder die Macher von MyDD auf seine Seite bringen. Diese kannten im vergangenen Vierteljahr kaum ein anderes Thema als die Auseinandersetzung zwischen dem weißhaarigen Lieberman und seinem deutlich jüngeren Herausforderer. Ein zweites wichtiges Standbein Lamonts war das den Demokraten nahe stehende Netzwerk MoveOn.org ... Nachdem Blogger das Thema permanent bedient und hoch gekocht haben, spekulieren nun Online-Nachrichendienste wie CNet über einen Sieg der Netroots und das Magazin Time lässt sich über die Demontage des renommierten Senators durch die politischen Netzkräfte aus. Auch die New York Times widmet sich den "neuen Königsmachern der Demokraten" aus dem Internet. Ihr Aufhänger ist aber das plötzliche Verschwinden der offiziellen Wahlkampfwebseite Liebermanns im digitalen Nirwana seit gut zwei Tagen ... Der Überraschungserfolg Lamonts macht deutlich, dass eine geschickte Einbeziehung von Meinungsmachern aus der Netzgemeinde eine sinnvolle Verstärkung eines Wahlkampfs darstellt und die traditionellen Massenmedien damit auf das Thema anspringen.Guter Kommentar zum Thema auch in der Huffington Post: Lamont's Campaign: How DC And The MSM Will FUBAR The Lessons. <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/netroots" rel="tag">netroots</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/lamont" rel="tag">lamont</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/weblogs" rel="tag">weblogs</a>
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