Propaganda-Krieg in Nahost
--- Der Krieg Israels gegen die Hisbollah ist auch ein Propaganda-Krieg, wie mehrere Medien momentan herausarbeiten. Spiegel Online etwa widmet sich zum einen der "Medienbetreuung" der Israelis vor Ort:
Der Anruf kommt pünktlich, morgens neun Uhr. "Hallo, hier ist das Government Press Office", flötet eine weibliche Stimme, "was haben Sie heute vor, brauchen sie noch eine Idee"? Danach sprudelt es: Gesprächspartner, eine Tour zu den von Raketen getroffenen Häusern Haifas - inklusive, mit Opfern zu sprechen. Ebenso kommt ein Experte mit, der die Raketen erklärt - "gern auch im O-Ton". Das Angebot ist noch nicht ausgeschöpft. "Das Highlight kommt noch", so die Dame vom Pressebüro der israelischen Regierung, kurz GPO. "Wir haben in Naharya ein Gespräch mit den Eltern eines entführten Soldaten", sagt sie. Die Eltern von Ehud Goldwasser, seit dem 12. Juli in der Hand der Hisbollah, stünden in einem Hotel bereit. Ein Dolmetscher? Nicht nötig. "Sie sprechen gutes Englisch, keine Sorge". ... Es ist nicht viel, was Schlomo Goldwasser zu sagen hat - die typischen Sätze, die Sicherheitsbehörden den Eltern von Gekidnappten einflüstern, wenn sie einen Aufruf durch die Medien senden wollen oder sollen. ... Propaganda gehört zum Krieg. Vor allem, wenn ein Staat seinen Waffengang als gerecht, als berechtigt erklären will. Der erste Irakkrieg, Afghanistan, noch etwas perfider vor dem zweiten US-Einmarsch im Irak, es war das gleiche Spiel. Ganze Abteilungen arbeiteten am emotional geprägten Bild, dass die Politik der Kriegslenker in den Medien stützen soll. Ein ganz normales Geschäft - PR für den Krieg eben. ... Die israelische Journalisten-Betreuung kommt trotzdem geradezu exzessiv daher. Kaum hat man sich bei der GPO akkreditiert, wird man mit e-mails und Telefonanfragen bombardiert. Muss man sich bei anderen Krisen gerade als Deutscher eher einschmeicheln, nach persönlichen Kontakten suchen, herrscht hier eine Art all-inclusive-Stimmung. Es wird nicht gelogen oder vertuscht - es wird gut betreut.Zum zweiten gibt es in dem Online-Nachrichtenticker Einblicke in innovative Möglichkeiten der Handy-Nutzung im Krieg:
m andauernden Konflikt im Libanon wird eifrig per Handy kommuniziert: SMS und automatisierte Anrufe mit Tonbandansagen sind unter anderem Teil der psychologischen Kriegsführung. Die Berichte über den tödlichen Beschuss des UN-Beobachtungspostens im Süd-Libanon enthielten ein Detail, dass gewöhnlich nicht auftaucht, wenn es um kriegerische Auseinandersetzungen geht: Die Blauhelme riefen mehrmals bei einem israelischen Verbindungsoffizier an, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. ... So scheinen automatisierte Anrufe und SMS ein integraler Teil der "Psyops" (Psychological Operations) der israelischen Armee zu sein, denen sonst Websites wie "All 4 Lebanon" zuzurechnen sind: Laut der israelischen Zeitung "Maariv" werden dort Informationen gesammelt, die Israel helfen könnten, die Hisbollah zu bekämpfen. Nach Angaben der "BBC" erhielten unterdessen die Bewohner im Südlibanon vermeintlich aus Italien oder Kanada stammende Anrufe auf ihren Mobiltelefonen, bei denen eine Tonbandstimme im israelischen Auftrag dazu aufforderte, die Gegend zu verlassen, weil Gefechte bevorstünden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Hisbollah über die gleichen Mobilfunknetze mindestens bestimmte Teile ihrer Kommunikation abgewickelt hat. ... der britische "Guardian" berichtet von israelischer Propaganda per SMS: Demnach bekommen Handy-Nutzer im ganzen Libanon Nachrichten, in denen die Hisbollah und deren Führer Hassan Nasrallah für den Konflikt verantwortlich gemacht werden.Telepolis berichtet derweil über die "Virtuelle Schlacht über das Image von Israel":
Das israelische Außenministerium hat Angestellte beauftragt, Webseiten und Internetforen zu beobachten, um Gruppen mit jüdischen Aktivisten in den USA und Europa Hinweise zu geben, wo sie Mitteilungen zur Unterstützung der israelischen Politik machen können. In einem Brief an pro-israelische Organisationen von Amir Gissin, dem Leiter der Öffentlichkeitsabteilung im Außenministerium, wurden diese auf "die Bedeutung des Internet als neues Kampfgebiet für das Image Israels" hingewiesen. Es sei jetzt notwendig, die Online-Aktivitäten besser zu machen und sie zu koordinieren. Empfohlen wird, das von einer israelischen Firma entwickelte "kostenlose, sichere und nützliche" Programm "Internet Megaphone" von der Website giyus.org herunterzuladen und zu installieren: "We need 100,000 Megaphone users to make a difference. So, please distribute this mail to all Israel's supporters." GIYUS (Give Israel Your United Support) wurde von der World Union of Jewish Students (WUJS) entwickelt und seit dem 19. Juli verbreitet, um der anti-israelischen Stimmung, die sich seit dem Krieg im Libanon verbreitet, entgegenzuwirken. Mittlerweile haben sich dem Projekt auch viele andere Organisationen angeschlossen. "Während Israel um seine Zukunft kämpft", so heißt auf der Webseite, "ist eine virtuelle Schlacht über das Image von Israel im Internet ausgebrochen." Der "Kampf um die öffentliche Meinung im Internet" sei der "härteste Kampf". Das Programm weist auf von einem Team von Studenten in Jerusalem ausgewählte Nachrichten in verschiedenen Sprachen im Web hin, auf die reagiert werden soll, aber auch auf Umfragen auf Webseiten, um dort die Meinung zugunsten von Israel zu beeinflussen.<a href="http://del.icio.us/esmaggbe/propaganda" rel="tag">propaganda</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/psyops" rel="tag">psyops</a>, <a href="http://del.icio.us/esmaggbe/nahost" rel="tag">nahost</a>
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