Hulsmann: Neokonservative flüchten
--- John Hulsmann, ehemals Europa-Experte der Heritage Foundation in Washington und heute bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin tätig, greift in einem Interview mit der Berliner Zeitung die Neo-Konservativen in den USA an und fordert, sie hart anzugehen.
"War die Entlassung von Donald Rumsfeld ein Schuldeingeständnis von Präsident George W. Bush?
Bush sagt damit: Ich habe Unrecht gehabt - ohne es wörtlich zu sagen. Die Neokonservativen fühlen sich nun bestätigt und meinen, dass ihre Idee gut war, aber die Ausführung ein Desaster. Und sie haben ja in der Tat viele Beispiele für Rumsfelds Versagen. Aber wir müssen deutlich machen, dass die Grundthese der Neokonservativen, Demokratie mit Gewehren durchzusetzen, nicht funktioniert. Sie ist falsch.
Neokonservative wie Richard Perle oder Ken Adelman weigern sich, die Verantwortung zu übernehmen. Perle sagt, er hätte den Krieg nicht unterstützt, wenn er gewusst hätte, wie miserabel er geführt würde.
Das ist lachhaft. Die Neokonservativen versuchen sich reinzuwaschen, indem sie sich hinter dem Spruch "Bush ist ein Idiot, und wir können nichts dafür" verschanzen. Das ist moralisch verwerflich.
Ist das also das Ende der Neokonservativen?
Nein. Sie verlassen zwar das sinkende Schiff, aber nur, um sich für einen neuen Kampf zu sammeln. Aber wir dürfen sie intellektuell damit nicht wegkommen lassen."
Hulsmann fordert, man müsse die Neokons diskreditieren und setzt dabei voll auf die Mithilfe der Weblogs. "Zum Glück gibt es heute Blogger und die Presse, die protokolliert haben, mit welchen Argumenten die Neokonservativen den Irak-Krieg angetrieben haben."
Und sonst: Die UNO berichtet, dass im Oktober 3709 Menschen im Irak ermordert worden seien, so viele wie seit dem Irak-Krieg nicht.
3 Comments:
Der Link zur DGAP ist falsch; die richtige Adresse ist http://www.dgap.org/ oder http://www.thinktankdirectory.org/directory/dgap.shtml
Ist John Hulsman nicht selbst ein Neokonservativer, der vor sich selbst flüchtet?
Hulsman sagt, man muesse die Neocons diskreditieren. Vielleicht sollten wir auch Hulsman diskreditieren, bzw. zumindest an seine früheren Positionen erinnern. Siehe:
http://www.heritage.org/About/Staff/JohnHulsmanpapers.cfm
Die Berliner Zeitung fragt ihn nach den Motiven der Neocons. Er antwortet: "Arroganz. Es war das Denken, wir, die einzige Supermacht, könnten alles machen mit unserem Militär. Jeder, der vor der Invasion warnte, wurde als weich bezeichnet."
Vor dem Krieg hat er nicht die Arroganz der Neocons kritisiert, sondern nur die Arroganz der Europäer:
European Arrogance and Weakness Dictate Coalitions of the Willing
Er hat nicht vor dem Irak-Krieg gewarnt. Im Gegenteil er hat Deutschland gewarnt oder gar gedroht. Im Dezember 2002 z.B.:
"The German Chancellor has made a common mistake; he has confused caution with wisdom in the international sphere. Despite his electoral victory, his Iraq policy will bring no lasting benefit – on the contrary. In terms of his relations with and relevance to Washington, and in light of his ostrich-like refusal to see a threat where one so obviously exists, the Chancellor will pay a heavy political price."
http://www.opendemocracy.net/debates/article.jsp?id=2&debateId=88&articleId=853
Hulsman klingt wie ein typischer Wendehals.
Statt über die Neocons herzuziehen, sollte er sich an die eigene Nase fassen.
Aus dem Christian Science Monitor:
Proponents of US military action in Iraq argue that the attacks of Sept. 11 justify a pre-emptive-strike policy when it comes to fighting terrorists, or to states that may give succor to Al Qaeda or threaten with weapons of mass destruction. "We have to be proactive," says John Hulsman, a senior policy analyst at the Heritage Foundation in Washington. "Terrorists don't want to negotiate; we don't have anything they want. They want to destroy us." Referring to Iraq, he says, "I don't want to wait to find a smoking gun; that means the guy has already shot me."
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